Das Ende des Stromvertrags-Hoppings? – Das Wichtigste in Kürze
- Energieversorger, Schufa und Wirtschaftsauskunftei wollen Stromvertrags-Hopping beenden
- Datenbanken gegen „Bonusshopper“ entwickelt
- Verbraucherschützer sehen Gefahr der Kundendiskriminierung
- Datenbanken gegen Energievertrags-Hopping bisher nicht marktreif
Bye-bye Bonus-Shopper? Datenbanken mit Energiekonto-Laufzeit entwickelt
Kunden, die ihren Energieversorger häufig wechseln, sind – wen würde das wundern – aus Sicht der Strom- und Gas-Anbieter nicht die beliebtesten. Sie binden sich lediglich für die Mindestvertragslaufzeit an den Anbieter, bei dem sie oftmals im Rahmen einer Aktion angeheuert haben: Strom und Gas werden demnach günstiger als zu „Normal“-Bedingungen bezogen und rechtzeitig vor Ablauf der Aktionslaufzeit verabschiedet sich der Kunde wieder und wechselt zu einem dann günstigeren Versorger.
Dieses Wechselgebahren der sogenannten „Bonusshopper“ ist vielen Energieanbietern ein Dorn im Auge, weshalb nach Informationen der Süddeutschen Zeitung und des NDR die Schufa sowie die große Münchner Wirtschaftsauskunftei CRIF Bürgel Datenbanken entwickelt haben, mit deren Hilfe Energieversorger Auskunft über die bisherigen Vertragslaufzeiten potentieller Kunden erhalten sollen. Der Landesdatenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, hält diese Entwicklung für bedenklich, da Datenbanken wie der „Schufa-E-Pool“ die Entwicklung begünstigten, dass Verbraucher keine freie Wahl des Energieanbieters mehr treffen könnten. Was ist dran?
Für oder gegen den Verbraucher? Uneinigkeit bei der Gretchenfrage
Laut Schufa-Sprecher Ingo A. Koch sei der Grundgedanke der Datenbanken explizit nicht die Verhinderung eines Anbieter-Wechsels. Man kenne das so geartete Interesse der Energiewirtschaft und habe dem bereits früh entgegen zu wirken versucht. Stattdessen werde in den Pools
„nach gegenwärtigem Entwicklungsstand lediglich die faktische und zeitliche Existenz des aktuellen Energiekontos gespeichert“
und darüber hinaus eventuell auch unbezahlte Rechnungen. Entgegen der Kritik hält Koch diese Grundlage sogar aus Kundensicht für eine Chance, da Energieversorger auf Basis dieser Informationen sogar solche Kunden annehmen könnten, die sonst durch das Auswahlraster fielen. Verbraucherschützer wie etwa Barbara Saerbeck vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) sehen das anders. Immerhin reiche, so Saerbeck, die Information über bisherige Laufzeiten eines potentiellen Kunden bereits aus, um diesen zu benachteiligen.
Legitimes Vorgehen vs. Projekt „gläserner Mensch“: Nicht alle Energieversorger begeistert
Laut einer Umfrage von SZ und NDR herrscht aber auch unter den Energieversorgern Uneinigkeit über die schöne neue Kundeninformationswelt. Von 75 befragten Providern gaben viele an, von den Wirtschaftsauskunfteien auf die Teilnahme angesprochen worden zu sein, diese jedoch nur dann zu befürworten, sollte datenschutzrechtlich alles mit rechten Dingen zugehen. Unter den drei großen Energieversorgern, also e.on, Vattenfall und EnBW zeigte sich EnBW klar ablehnend. Vattenfall hingegen gab an, sich zur Zeit mit den Auskunfteien über die geplanten Datenbanken auszutauschen, e.on habe mit der Schufa und CRIF Bürgel Datenpools geprüft.
Vonseiten des niedersächsischen Energieversorgers Firstcon hieß es, der Wunsch, dass der gläserne Kunde aus ökonomischer Sicht zwar nachvollziehbar, unter ethischen Gesichtspunkten jedoch fragwürdig sei.
Wie seht ihr diese Entwicklung? Glaubt ihr, die Idee der Datenpools zum Nutzerverhalten der Strom- und Gas-Kunden wird sich durchsetzen?
Kommentare (24)
Schreiben Kommentar schreibenOhne mein Einverständnis dürfen meine Daten doch gar nichti n irgendwelchen Datenbanken gespeichert werden, von daher ist so etwas doch gar nicht erlaubt, oder sehe ich das falsch?
ich wechsel jedes Jahr Strom und Gas. Dieses Jahr wurde ich erstmals von einen Gasanbieter abgewiesen obwohl ich mir nie was zu Schulden hab kommen lassen. Jetzt weiß ich auch warum...
Das Verhalten der Nutzer ist völlig legitim, hingegen ist das Verändern von Vertragsmodalitäten eher fragwürdig.
Was soll dann passieren mit Leuten, die häufig den Anbieter wechseln? Bekommen keinen Strom mehr? :D Juristisch betrachtet ziemlicher Quatsch. Warum bietet Schnäppchenfuchs hier eine Plattform für populistischen Käse? Solche Quatschdiskussionen führen zu nix, sind in dieser von euch geschriebenen Form absolut nicht durchsetzbar und auch für den Endnutzer somit keine Bedrohung.
Einfach das Bonusprogramm abschaffen und schon wechselt deswegen keiner mehr.
Dazu braucht man doch keine Schufa. Haben die da nur Idioten in der Rechtsabteilung?
das marketing darf Geld für die Neukundenakquisition ausgeben - Dass es einfacher wäre Bestandskunden mit attraktiven Preisen zu halten, wird solange bezweifelt, wie diese als überwiegend träge qualifiziert werden. wechseln nun mehr, will man die Wechselwilligen bestrafen - statt die Marketingdeppen zu feuern!
Die das befürworten sollten mal hinterfragt werden ob die nicht auch irgendwelche andere Verträge genauso behandeln??? Ich mache das in jedem Bereich so. Strom, DSL, Smartphone... Man kann die Anbieter auch anrufen und meistens halten die einen mit besseren Konditionen. Beim Stromanbieter kenne ich das so aber nicht.
Und ich setze noch eins drauf: billigen Strom bekommt nur die Industrie und der normale Haushalt blecht jedes Jahr mehr. Dazu kommt, dass der Steuerzahler mit irgendwelchen Umlagen die Energiewende bezahlt und damit irgendwelche Windkrafträder finanziert aber letztendlich wird dadurch der Strom nicht weniger. Ganz zu schweigen dass nach ein paar Jahren die Windräder wieder stillgelegt werden die wir ohne Mitspracherecht mitfinanziert haben.
Wenn die Energieversorger endlich dazu übergehen würden, Treue zu belohnen, müssten sie nicht auf solche Mittel zurückgreifen. Ich sehe auch nicht ein, warum ich als Bestandskunde mehr zahlen sollte als ein Neukunde.
das Wechseln macht doch auch keinen Spaß.... Kenne niemanden, der das freiwillig tut
Die Stromanbieter wollen den transparenten Kunden. Damit sie sehen können, wer ein williges Opfer der Lockvogelangebote (Bonus bei Neuabschluss) ist und wer nicht.
Ich als Stromverbraucher wünsche mir transparente Stromanbieter. Mich würde mal interssieren, wie sich die Neukundentarife im Vergleich zu den Bestandskundentarifen verhalten. Zu einem Stromanbieter, bei denen die beiden Tarife voneinander abweichen, würde ich gar nicht erst wechseln. Und schon gar nicht zu einem Stromanbieter, wo sich der Wechsel nur wegen des Bonus rechnet. Ich bin ein Opfer der BEV gewesen - mit Bonus oder Rückzahlung von 25% nach einem JAhr braucht man mir nicht mehr zu kommen.
Es muss doch möglich sein, dass eine öffentliche Stelle einen "fairen Strompreis" je nach Region veröffentlich. Muss gar nicht täglich sein wie ein Börsenkurs. Monatlich würde reichen. Und wenn dann ein Stromanbieter einen Tarif deutlich unter dem fairen Preis anbietet, gehe ich da gar nicht hin. Da weiß ich doch schon beim Wechsel, dass da im 2. Jahr eine "Preisanpassung" kommt.
ist ein hausgemachtes Problem der Versorger, wer im 2. Jahr mit unverschämten Erhöhungen handelt, darf sich darüber nicht wundern.....wenn Erhöhungen, dann bitte auch im realistischen Rahmen.
Bei Erhöhungen von bis zu 10 ct vom ersten zum zweiten Jahr ist das kein wunder , man ist ja zum jährlichen Wechsel gezwungen
Die Grundlage dafür würde ja von den Stromversorger selbst geschaffen. Legitime Preise anbieten und den Kunden für eine Bindung belohnen und nicht mit Höhen Preisen bestrafen wäre eine Alternative. Ich wechsle jedes Jahr meinen Anbieter, da ich keinen Lust auf die überteuerten Strompreise habe.
Einfach das Bonusprogramm abschaffen und schon wechselt deswegen keiner mehr.
Dazu braucht man doch keine Schufa. Haben die da nur Idioten in der Rechtsabteilung?
Und als Nächstes verwehren die Discounter und Supermärkte allen Leuten den Zutritt, die in den letzten Wochen dort nicht gekauft haben?