EU macht Netzbetreibern Zugeständnisse – kostenloses Roaming ab 2017 nur bis maximal 90 Tage *Update*
Ulrich
Ulrich
6. Sept. 2016, 17:14

EU macht Netzbetreibern Zugeständnisse – kostenloses Roaming ab 2017 nur bis maximal 90 Tage *Update*

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Im Ausland ist das Telefonieren teuer. Die Netzbetreiber langen ordentlich zu, wenn man das Handy auf Reisen benutzt. Egal, ob man angerufen wird oder selbst jemanden anruft. Für den Einsatz außerhalb Deutschlands berechnen die Telefongesellschaften einen Sonderzuschlag. Mit diesen Roaming-Gebühren sollte ab dem 15. Juni 2017 Schluss sein. Eigentlich, denn daraus wird nun doch nichts, zumindest nicht komplett.

EU-Roaming kostenlos Entwurf

EU setzt Roamingpreise für Europa fest

Lange Zeit herrschten beim Telefonieren im Ausland regelrechte Wild West-Bedienungen. Für den Auslandseinsatz berechneten die Mobilfunkbetreiber Gebühren nach eigenem Gusto. Diese Kosten für den Kunden wurden lange als zu hoch kritisiert. Gerade innerhalb der EU und in einem zusammenwachsenden Europa waren und sind solche Preisaufschläge schwer nachvollziehbar. 2007 reagierte die EU. Statt der freien Preisgestaltung wurden Höchstpreise für eingehende und ausgehende Telefonate innerhalb der Europäischen Union festgelegt. Mittlerweile 2 Verordnungen des Europäischen Parlaments und des Europäischen Rats regeln die Höchstbeträge für den Mobiltelefoneinsatz. Der Preis für das Auslands-Roaming sank über die Jahre Stück für Stück. Durften 2007 noch maximal 0,49€ für abgehende und 0,24€ für eingehende Anrufe berechnet werden, beträgt der Höchstpreis seit dem 30. April 2016 maximal 0,19€ für abgehende und verschwindend geringe 0,0114€ für eingehende Anrufe. Auch der Preis für das immer wichtigere Daten-Roaming reduzierte sich von 0,70€ für 1 MB auf heute maximal 0,20€.

Zum 15. Juni 2017 sollte es nun ganz vorbei sein mit den Zusatzkosten für die Auslandstelefonie. Das war zumindest der Plan der EU. Es sollten im europäischen Ausland für Telefonate die gleichen Preise berechnet werden, die auch heimische Kunden zahlen. Beschlossen wurde das Ende der Auslandsgebühren bereits im vergangenen Jahr von den EU-Staaten und dem Europaparlament. Wie genau die neue Roaming-Regelung aussehen soll, war bislang offen. Nun präsentiert die EU-Kommission einen detaillierten Entwurf. Auf den ersten Blick dürfte dieser den Kunden nicht ganz gefallen.

Entwurf zum kostenlosen EU-Roaming

Statt eines vollständigen Wegfalls der Roaming-Gebühren sieht das Brüsseler Papier vor, dass das Roaming für 90 Tage im Jahr kostenlos sein soll. Dieser Zeitraum sei in der Praxis ausreichend für Urlauber und Geschäftsreisende. Allerdings sollen diese 90 Tage nicht zusammenhängend möglich sein. Nach spätestens 30 Tagen im Ausland ist die Einbuchung im deutschen Netz vorgesehen. Andernfalls entfällt das kostenlose Roaming. Für Flatrate-Nutzer stünde laut Entwurf wenigstens der Durchschnittsverbrauch zur Verfügung, bevor Roamingkosten anfallen. Ob sich dieser Verbrauch tatsächlich am Durchschnitt der telefonierten Minuten, der gesendeten SMS oder des genutzen Datenvolumens orientiert, ist noch offen. Vielleicht wird auch der gebuchte Tarif als Maßstab genommen.

Für Verbindungen außerhalb des Inklusivzeitraums sieht der Entwurf Gebühren folgende Preise vor:

  • Telefonate: maximal 0,04€ für Telefonate,
  • Kurzmitteilungen: 0,01€ für Kurzmitteilungen sowie
  • Datenverbindungen: höchstens 0,85€ pro MB.

Bei den Datenverbindungen würde das eine Steigerung gegenüber den aktuellen Preisen bedeuten.

„Fair Use“-Regelung für Nutzer und Anbieter

Eine einfache und verständliche Regelung sieht anders aus. Hintergrund für die geplante Anderungen sind die sogenannten „Fair Use“-Regeln. Neben dem verbesserten Nutzen für die Kunden sollen die Mobilfunkbetreiber vor Missbrauch geschützt werden. Bei einem vollständig unbegrenzten und kostenlosen Auslandsroaming könnten die Verbraucher günstige ausländische SIM-Karten verwenden. Damit würde die Preisstruktur der Mobilfunkanbieter ausgehebelt werden. Langfristig wären steigende Preise möglich. Dem soll so ein Riegel vorgeschoben werden. Hier soll auch die geplante Regelung bei Prepaid-Karten vorbeugen. Roaming soll hier erst möglich sein, nachdem die Karten bereits einige Zeit im Heimnetz verwendet wurde.

Fazit

In der Tat dürften für die meisten Mobilfunknutzer diese Regelung ausreichend sein. Für Grenzpendler oder Nutzer, die sich länger im Ausland aufhalten, ist dieser Vorschlag keine Lösung. Zumindest für Handynutzer im Grenzgebiet soll es jedoch Ausnahmeregelungen geben. Wie diese konkret aussehen, bleibt noch offen.

Verbraucherschützern geht der Entwurf nicht weit genug. Auch im europäischen Ausland sollen Mobilfunknutzer nicht durch Zusatzkosten benachteiligt werden. Auch die Mobilfunkanbieter scheinen vom aktuellen EU-Vorschlag überrascht worden zu sein. Vielfach wurden die Auslandsoptionen der Tarife bereits an kostenloses Roaming angepasst. Vielleicht hatte man kein Vertrauen in die Lobbyarbeit in Brüssel. Es lohnt sich diese Entwicklung aufmerksam zu verfolgen, vor allem dann, wenn man häufiger oder länger innerhalb der EU unterwegs ist. Ein passender Vertrag kann hier das Leben deutlich vereinfachen. Es ist nicht undenkbar, dass die Netzbetreiber ihre Tarife nun wieder anpassen und das Roaming einschränken.

Der Entwurf wird jetzt mit der europäischen Regulierungsbehörde Berec und den einzelnen EU-Staaten abgestimmt. Bis Mitte Dezember soll die Durchführungsverordnung für das EU-Roaming fertig sein.

Aktuelle Roaming-Preise der 3 deutschen Netzbetreiber

Telekom EU-Roaming Vodafone EU-Roaming o2 EU-Roaming eplus EU-Roaming
Internet 5 Cent pro MB 5,95 Cent pro MB 5,95 Cent pro MB 5,95 Cent pro MB
Telefon (abgehend)
5 Cent pro Minute Gleicher Preis wie zu Hause plus Zuschlag von:

5,95 Cent pro Minute

5,95 Cent pro Minute 5,95 Cent pro Minute
Telefon (eingehend) 1,35 Cent pro Minute Gleicher Preis wie zu Hause plus Zuschlag von:

1,35 Cent pro Minute

1,35 Cent  pro Minute 1,35 Cent  pro Minute
SMS 2 Cent 2,38 Cent 2,38 Cent  2,38 Cent
Preisliste Preisliste Preisliste  Preisliste

Jeder Anbieter bietet einen Auslandstarif an, der sich an den Vorgaben der EU orientiert. Dazu sind jedoch noch weitere Auslandspakete verfügbar, die du bei Bedarf dazu buchen kannst. Je nach persönlichen Anforderungen kommst du so trotz eines zusätzlichen Paketpreis teilweise günstiger weg.

Die wichtigsten Auslandspakete

  • Telekom: All Inclusiv Paket für Verträge mit allen Tarifleistungen wie Zuhause kostenlos für Verträge ab 19.04.2016 sonst für 5€ monatlich bzw. einmalig 19,95€ mit einem Monat Laufzeit oder Day Pass M mit 100MB für 2,95€ oder WeekPass mit 300MB für 14,95€
  • Vodafone: Easy Travel Tag ab 2,99€ mit vollem Datenvolumen oder Easy Travel Woche für 14,99€ oder ReisePaket Plus mit 50 Minuten, 50 SMS und 100 MB für 2,99€ pro Tag
  • o2: EU Roaming Flat mit Flat für Telefon und Internet sowie 7 Cent pro SMS für 4,99€ monatlich in den Tarifen O2 Blue All-in S/M ansonsten inklusive oder inklusive bei EU Day Pack mit 25 Minuten Telefon, 25 SMS und 50 MB für 2,99€

Update

So ganz ausgegoren war der Entwurf der EU dann wohl doch nicht. Nach heftiger Kritik hat Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker nun eine Überarbeitung des Papiers angeordnet, das den Wegfall der Roaminggebühren regeln soll. Gerade von Seiten der Verbraucherschützer schlug der EU-Kommission heftiger Wind entgegen. Der netzpolitische Sprecher der Grünen im EU-Parlament, Michel Reimon, nannte die Vorlage eine „Farce und eine vergebene Chance“. Auch der europäische Verbraucherschutzverband Beuc kritisierten die Pläne hart.

Welche Passagen genau geändert werden sollen, ist noch unklar. Möglicherweise wird die Zeitspanne, in der im EU-Ausland ohne Zusatzgebühren telefoniert werden kann, verlängert. Ein kompletter und zeitlich unbegrenzter Wegfall der Zusatzkosten wäre aus Verbrauchersicht zwar erfreulich, ein vollständiges Ende der Roaminggebühren und der Verzicht auf „Fair Use“-Regeln ist jedoch unwahrscheinlich.

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Kommentare (11)

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Anonym
19.09.2016, 18:21

Oben steht "Aktuelle Roaming-Preise der 3 deutschen Netzbetreiber" Und in der Tabelle werden aufgeführt: Telekom, Vodafone, O2 und E-Plus. Irgendwie passt das nicht zusammen.

Antworten
Anonym
09.09.2016, 18:21
Anonym

Hier kann man der Kommission gleich mal sagen, was man von diesem Unsinn hält: http://ec.europa.eu/info/law/b...

Hat Erfolg gehabt :-)

Antworten
Ulrich
09.09.2016, 14:33
delicieux

Das ist wieder alt.. jetzt soll auch das fallen mit den 90 Tagen.. 


Wir haben den Text ergänzt.

Antworten
delicieux
09.09.2016, 12:58

Das ist wieder alt.. jetzt soll auch das fallen mit den 90 Tagen.. 


Antworten
Anonym
09.09.2016, 09:11

Ja genau! Ich habe gut gelacht: Wenn mehr Anbieter auf einen Markt drängen gehen die Preise hoch! 😂 Ich schmeiß mich weg. OB die Lobbyisten sich bei der Formulierung fürs dumme Volk noch auf den Stühlen halten konnten?

Antworten
Tilman
07.09.2016, 09:17
Anonym

Danke für's informieren, Fuchs! :)

Immer wieder gerne!

Antworten
Tilman
07.09.2016, 09:13
Anonym

Hier kann man der Kommission gleich mal sagen, was man von diesem Unsinn hält: http://ec.europa.eu/info/law/b...

Die großen Versprechen klangen vor 2 Jahren definitiv anders.

Antworten
Anonym
07.09.2016, 08:17

Kann es sein, dass bei den Roaminggebühren von der Telekon bei manchen Posten einfach die Umsatzsteuer (19%) außen vor geblieben ist und dort Nettopreise stehen? Die SMS würde mit USt auch 2,38 Cent letztlich kosten. 

Antworten
Anonym
06.09.2016, 22:04

Haben die armen Netzbetreiber genug gejammert, dass sie sonst die Preise im Rest der EU erhöhen müssen... stattdessen bleiben sie halt nur in DE hoch :-)


Antworten
Anonym
06.09.2016, 19:40

Danke für's informieren, Fuchs! :)

Antworten
Anonym
06.09.2016, 18:29

Hier kann man der Kommission gleich mal sagen, was man von diesem Unsinn hält: http://ec.europa.eu/info/law/b...

Antworten