Toys R Us Pleite in Kürze
- der Spielzeughändler meldet Insolvenz an
- 5 Milliarden US-Dollar Verbindlichkeiten und schwächelnder Absatz führten zur Überschuldung
- Restrukturierung geplant im Rahmen des US-Gläubigerschutzes nach Chapter 11
- 1.600 Filialen betroffen
- Märkte bleiben geöffnet
Toys R Us Pleite – Was ist passiert?
Am Montag hat Toys R Us Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen war nicht mehr in der Lage, seine Verbindlichkeiten fristgerecht zu begleichen. Daher entschied sich die Geschäftsführung zum Gang vor das Insolvenzgericht. Insgesamt belasten Schulden von über fünf Milliarden US-Dollar den Spielzeug-Händler.
Die Insolvenz erfolgt unter Chapter 11 des US-Insolvenzrechts. Dadurch unterliegt das Unternehmen nun einem Gläubigerschutz. Ziel ist es, den Kapitalabfluss zu stoppen. Dadurch wird eine Umstrukturierung für Toys R Us möglich. In der Vergangenheit haben sich General Motors oder United Airlines so erfolgreich sanieren.
Was sind die Gründe für die Toys R Us Pleite?
Die Pleite von Toys R Us ist eine Folge der hohen Schuldenlast, die das Unternehmen seit mehreren Jahren belastet. Die Verbindlichkeiten haben vor allem zwei Ursachen.
Hohe Zinszahlungen durch Unternehmensverkauf
2005 wurde Toys R Us an die Beteiligungsgesellschaften Bain Capital und KKR sowie an den Immobilienfond Vornado Realty Trust verkauft. Den Kaufpreis von 6,6 Milliarden US-Dollar hatte Toys R Us jedoch selbst zu tragen. Ein solches Modell ist bei Beteiligung von Hedgefonds nicht ungewöhnlich. Für das betroffene Unternehmen führt ein solches Geschäft jedoch in der Regel zu hohen Zinszahlungen. Die Kapitalabflüsse nehmen den Spielraum für Veränderungen und Investitionen. 2009 wurde die Situation für Toys R Us durch die Finanzkrise weiter belastet.
Unsere Geschäftstätigkeit und die allgemeine Fähigkeit erfolgreich zu sein, wurde von den durch unsere Schulden von fünf Milliarden Euro entstandenen Kosten signifikant beeinträchtigt. – Toys R Us
Sinkende Absatzzahlen im Handelsgeschäft
Die fehlenden Investitionen und Veränderungen machten sich mehr und mehr in sinkenden Absatzzahlen bemerkbar. Während sich Toys R Us in den letzten Jahren nicht der veränderten Marktlage anpassen konnte, wurde gerade der Online-Handel immer stärker. Erfolgreichen Internet-Shops wie Amazon und Co. hatte das Unternehmen mit einer halbherzigen Online-Strategie nichts entgegenzusetzen.
Doch auch Discounter und andere Ketten machen Toys R Us das Leben schwer. In den USA ist Walmart mittlerweile der größte Spielzeughändler. Um zu reagieren fehlte aufgrund der hohen Zinszahlungen das Geld. Selbst der berühmte Flaggship-Store am New Yorker Times Square wurde Ende 2015 geschlossen. Grund waren Sparmaßnahmen. Wichtige Investitionen in die Ladengeschäfte und den Online-Shop blieben aus. Diese Versäumnisse treffen Toys R Us nun hart. Die Absatzzahlen brachen zuletzt weiter ein.
Wie das Handelsblatt schreibt, seine 2016 allein für Zinszahlungen 457 Millionen US-Dollar angefallen. Am Ende des Geschäftsjahres stand ein Verlust von 35 Millionen US-Dollar. Für das erste Quartal 2017 wies Toys R Us einen Nettoverlust von 164 Millionen US-Dollar aus. Das Hauptgeschäft wird jedoch in der Zeit vor Weihnachten gemacht.
Toys R Us Pleite – Wie geht es weiter?
Trotz Insolvenz macht Toys R Us weiter. Die rund 1.600 Geschäfte bleiben geöffnet. Gerade vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft ist der fortlaufende Betrieb extrem wichtig. In der Vergangenheit hatte Toys R Us rund die Hälfte des Umsatzes zum Ende des Jahres gemacht. Möglich wird die Fortsetzung des Geschäfts durch einen neuen Kredit in Höhe von 3 Milliarden US-Dollar. Gerade im Hinblick auf ausstehende Lieferantenzahlungen ist dieses Geld wichtig. Leere Regale vor Weihnachten wären eine Katastrophe für Toys R Us. Der Händler gewinnt dadurch Zeit, um das Unternehmen neu zu strukturieren.
Mit dem Beginn des Weihnachtsgeschäfts sind unsere Filialen und unser Online-Shop geöffenet und unsere Mitarbeiter rund um die Welt freuen sich, weiterhin ein Lächeln auf Kindergesichter zu zaubern. – Dave Brandon, CEO
Deutsche Märkte sind nicht betroffen
Deutsche Kunden sollen von der Toy R Us Pleite aktuell nicht betroffen sein. Die 66 deutschen Märkte des Spielzeug-Händlers sind in einer eigenen Gesellschaft zusammengefasst. Diese unterliegt als GmbH deutschem Recht. Die Insolvenz betrifft ausschließlich die Geschäftstätigkeit in den USA und in Kanada. Auch in der Schweiz und Österreich laufe der Betrieb wie gewohnt weiter. Kunden brauchen sich zudem auch nicht vor leeren Regalen fürchten.
Klarheit für Lieferanten durch neue Kredite
Die neuen Kredite, deren Verwendung noch vom Insolvenzgericht genehmigt werden muss, sind auch für die Lieferanten wichtig. Mit rund 1.600 Filialen ist Toys R Us nach wie vor einer der wichtigsten Kunden für Spielwaren. Der Erfolg des Weihnachtsgeschäfts von Toys R Us ist daher auch wichtig für Hersteller, wie Hasbro und Mattel.
Kurz nach Bekanntwerden der Insolvenz hat der Kurs der beiden Unternehmen nachgegeben. Auch Lego und Playmobil sind von der Insolvenz betroffen. Laut Wirtschaftswoche gehören die beiden Unternehmen zu der Top 50 der Gläubiger. Die neue Finanzierung deckt offenen Rechnungen ab und stellt die weitere Lieferung sicher. Noch stehen die Chancen nicht schlecht, dass Toys R Us auch im nächsten Jahr Kinder glücklich macht. Vor Ort und nicht nur im Internet.
Kommentare (5)
Schreiben Kommentar schreiben"2005 wurde Toys R Us an die Beteiligungsgesellschaften Bain Capital und KKR sowie an den Immobilienfond Vornado Realty Trust verkauft. Den Kaufpreis von 6,6 Milliarden US-Dollar hatte Toys R Us jedoch selbst zu tragen. Ein solches Modell ist bei Beteiligung von Hedgefonds nicht ungewöhnlich."
Da ist dann auch schon die Wurzel allen Übels, good job würd ich sagen!
Gibt schon Fälle, wo es funktioniert. Ist aber schon eine krasse Wette, bei der es nicht die Spieler sind, die im Zweifel verlieren.
"2005 wurde Toys R Us an die Beteiligungsgesellschaften Bain Capital und KKR sowie an den Immobilienfond Vornado Realty Trust verkauft. Den Kaufpreis von 6,6 Milliarden US-Dollar hatte Toys R Us jedoch selbst zu tragen. Ein solches Modell ist bei Beteiligung von Hedgefonds nicht ungewöhnlich."
Da ist dann auch schon die Wurzel allen Übels, good job würd ich sagen!
Die Märkte in Deutschland sind auch sehr veraltet und heruntergekommen. Da wurde teilweise seit 10 - 15 Jahren nichts investiert.
erstmal steht die amerikanische Mutter unter Gläubigerschutz, Chapter 11. Da bleibt einige Zeit Umstrukturierung vorzunehmen, vor allem wie es leider immer läuft werden erstmal Mitarbeiter entlassen....
Auch wenn die deutschen Märkte eine eigene Gesellschaft sind, sind sie als Tochterunternehmen verbunden. Wäre nicht das erste mal dass nach der Insolvenz der Konzernmutter die Töchter trotz aller Beteuerungen früher oder später mit in den Abgrund gerissen werden...