Das Wichtigste in Kürze
- Die Heizkosten explodieren aktuell
- Ein Anbieterwechsel hilft euch nur bedingt
- Durch diverse Maßnahmen könnt ihr dem Anstieg vorbeugen
Wir verraten euch im folgenden Artikel, was ihr gegen die steigenden Kosten tun könnt, ohne frieren zu müssen. Zusätzlich könnt ihr natürlich Preise auf Vergleichsportalen unter die Lupe nehmen und den Gasanbieter wechseln. Diese Möglichkeit stellt allerdings nur eine Schadensbegrenzung mit sehr geringer Tragweite dar: Den allgemein ansteigenden Energiekosten entkommt ihr dadurch nicht.
Wenn ihr euer Einsparpotential genau herausfinden wollt, lohnt sich oft ein selbstständiger Vergleich mit ähnlich großen Wohnungen. Eine sehr komfortable Möglichkeit dazu bietet das Online-Tool Heizcheck von CO2online: Ihr müsst lediglich euren Energieverbrauch angeben und das gemeinnützige Beratungsportal vergleicht diesen mit ähnlich großen Wohnungen in eurer Gegend.
Wann habe ich erhöhte Heizkosten?
Ein wichtiger Faktor, der eure Heizkosten enorm in die Höhe treiben kann, ist die Effizienz eures Wohnhauses. In einem Niedrigenergiehaus können bis zu 70 Kilowattstunden jährlich pro Quadratmeter nötig sein, um die Bude warmzuhalten, in Passivhäusern sind es bis zu 15 Kilowattstunden im Jahr. In solchen Gebäuden gibt es also nicht mehr viel einzusparen. Der bundesweite Durchschnitt dagegen liegt bei etwa 130 Kilowattstunden pro Quadratmeter jährlich, selbstverständlich besteht bei diesen Angaben weiterhin Luft nach oben und die Beheizung eines Quadratmeters kann ebenfalls mal mit 200 Kilowattstunden zu Buche schlagen – also mehr als fünfmal so viel Kosten verursachen, wie die Flächen in energieeffizienten, gut gedämmten Gebäuden.
Heizungsart
Die mit Abstand kostengünstigste Variante, eure vier Wände warm zu halten sind Holzpellets. Im Schnitt liegen die Kosten bei 8 Euro pro Quadratmeter, in energieeffizienten Gebäuden gar bei nur 5 bis 6 Euro. Die teuersten Heizungen sind elektrisch betriebene Modelle sowie solche mit Nachtspeicher. Mit rund 10 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche kommt ihr weg, wenn in eurem Haus Wärmepumpen installiert sind, die auch die bereits vorhandene, kostenlose Energie aus dem Boden sowie der Luft nutzen. Fernwärme geht ebenfalls richtig ins Geld: um die 12 Euro pro Quadratmeter zahlen Verbraucher:innen für die Zustellung.
Heizöl und Gas lagen mit 9, beziehungsweise 10 Euro bis Ende 2020 etwas darunter – allerdings fällt seit 2021 auf beide Brennstoffe die CO2-Steuer an und aufgrund der aktuellen Weltlage ist kein Ende des Preisanstiegs in Sicht. Auch Fernwärme und Holzpellets sind bis Anfang 2022 deutlich teurer geworden. Teilweise der massiven Teuerung entgehen und Heizkosten sparen könnt ihr, wenn ihr auf Erdwärme, Solarwärme sowie eigenen Solarstrom zum Betrieb einer Luft- oder Erdwärmepumpe setzt.
Wie kann ich durch richtiges Handling Heizkosten sparen?
Unabhängig von den äußeren Gegebenheiten und der Art der Wärme, mit welcher ihr versorgt werdet, könnt ihr ein paar einfache Dinge tun, um die Heizkosten niedrig zu halten.
Richtig heizen
Achtet darauf, dass Vorhänge nicht über Heizkörper fallen, damit die Wärme abstrahlen kann. Außerdem sollten Möbel möglichst einen halben Meter Abstand zum Heizkörper haben, 20 Zentimeter sollten jedoch auf keinen Fall unterschritten werden. Ebenfalls wichtig ist es, eure Heizungen regelmäßig zu entlüften oder das von einem Sanitärdienst erledigen zu lassen. Des Weiteren solltet ihr den Heizkörper unbedingt regelmäßig mit einer Spezialbürste reinigen: Angesammelter Staub und Schmutz verringert nicht nur die Effizienz sondern auch die Qualität der Luft, die ihr im Raum einatmet. Auch Gasthermen sollten einmal im Jahr gründlich saubergemacht werden, um ihre Aufgabe ordentlich zu erfüllen – die meisten Hausverwaltungen sehen dazu einen festen Termin einer Technikerin oder eines Technikers vor. Bei Nachtspeicheröfen könnt ihr das ganz einfach selbst mit einem Staubsauger erledigen.
Worauf ihr zudem keinesfalls verzichten solltet, sind Thermostate, welche die Heizung ausschalten, sobald eine Zieltemperatur erreicht ist und sie wieder aktiviert, wenn die Raumtemperatur den gewünschten Wert unterschreitet. Ist ein solches Gerät an jedem Heizkörper installiert, werden andere Wärmequellen wie ein laufender Backofen oder die hereinscheinende Sonne berücksichtigt und der Raum nie unnötig beheizt. In älteren Wohnung ist dagegen oft nur ein Thermostat im Wohnzimmer angebracht, welches die Temperatur dieses Raumes als Referenzwert für alle weiteren Zimmer verwendet.
Türen zu wenig beheizten Zimmern schließen
Unbeheizte Räume solltet ihr unbedingt schließen. Dadurch kühlen Zimmer, die eigentlich warm bleiben sollen, aus, während Räume, in denen Kühle herrschen soll, unnötig erwärmt werden. Außerdem steigt dadurch die Gefahr der Kondenswasserbildung, das an den Außenwänden des kühleren Zimmers entstehen kann, sobald wärmere Luft aus anderen Räumen eindringt. Das ist auch der Grund dafür, warum Schlafzimmer morgens gelüftet werden sollten. So kann die Feuchtigkeit, die über Nacht entstanden ist, besser abziehen.
In dem Fall solltet ihr selbst ein Auge darauf haben, wenn ihr beispielsweise in der warmen Küche beim Kochen sitzt, aber aufgrund der niedrigeren Temperatur im Wohnzimmer die Heizung weiter auf Hochtouren läuft. Ihr könnt aber einzelne Thermostate natürlich auch nachrüsten oder auf smarte Alternativen setzen. In schlecht gedämmten Wohnungen solltet ihr eher eine konstante Mindesttemperatur halten und die Heizung nicht etwa ausschalten, wenn ihr einige Stunden aus dem Haus geht. Ansonsten kühlt das Mauerwerk zu sehr aus und ihr verbraucht beim Wiederaufheizen mehr Energie.
Hydraulischer Abgleich
Das richtige Heizverhalten führt allerdings nur dann zum Erfolg, wenn auch die Anlage einwandfrei funktioniert. Die regelmäßige Wartung sorgt dafür, dass Verschleißteile rechtzeitig ersetzt werden und Schmutz entfernt wird. Wenn Heizkörper rauschen oder ungleichmäßig warm sind, ist meist die Heizungsanlage falsch eingestellt. Ein Fachmann sollte die Heizung gründlich überprüfen: Mit einem sogenannten "hydraulischen Abgleich" sorgt er dafür, dass sich das Heizungswasser gleichmäßig verteilt und alle Räume bedarfsgerecht mit Wärme versorgt werden.
Besser Stoßlüften, als Fenster auf Kipp
Auch wenn es aus Platzgründen manchmal etwas mehr Aufwand bedeutet, wenn z.B. etwas auf dem Fensterbrett steht: Öffnet ihr das Fenster kurz komplett, kann viel frische Luft eindringen, es gerät jedoch wenig nach draußen – kippt ihr es dagegen für etwa eine halbe Stunde, ist dieses Verhältnis viel ungünstiger. Günstige Zeitpunkte zum Stoßlüften sind, wenn die Heizungen gegen Abend sowieso heruntergedreht werden, sowie morgens, nach dem Aufstehen.
Die richtige Temperatur wählen
Vermutlich hat sich inzwischen eine Wohlfühltemparatur in eurer Wohnung etabliert. Möglicherweise genügt es aber, diese um nur 1 Grad zu senken – so könnt ihr bereits 6 Prozent Heizkosten einsparen. Schließlich ist eure Ersparnis größer, je weniger ihr heizt. Einen Anhaltspunkt, welche Temperatur in einer Wohnung angemessen ist, liefert eine Richtlinie für Arbeitsstätten, ASR 6: 20 Grad sollten in einem Raum sein, in dem Menschen überwiegend sitzen. 19 Grad sollen es sein, wenn ihr euch etwas bewegt oder steht, bei viel Bewegung genügen 17 Grad. Das gilt allerdings lediglich für Arbeitsplätze und was im Büro angemessen ist, muss nicht eure Wohlfühltemperatur sein. Am angenehmsten empfinden Menschen meistens 21 bis 23 Grad im Winter (nach Norm EN 15251). Der Mittelwert von 22 Grad gilt dabei als Komforttemperatur. Menschen, die selbst viel Wärme abstrahlen, sind aber auch zufrieden, wenn es nur 19 oder 20 Grad in der Wohnung sind – probiert es also einfach aus!
Raum | Temperatur | Thermostat-Stufe |
---|---|---|
Wohnzimmer | 20 Grad | 3 |
Küche | 18–20 Grad | 2–3 |
Bad | 23 Grad | 3–4 |
Schlafzimmer | 16–18 Grad | 2 |
Kinderzimmer | 20–22 Grad | 3–4 |
Flur | 16 Grad | 2 |
Arbeitszimmer | 20–22 Grad | 3–4 |
Erneuerungen und größere Maßnahmen
Unter Umständen lohnt es sich auch, einmalig etwas mehr Kosten und Mühen zu investieren, um das Sparen langfristig einfacher zu gestalten.
Heizungsanlage optimieren
Auf lange Sicht lohnt sich eventuell auch eine komplett neue Heizung. Ist der Heizkessel in eurem Haus beispielsweise älter als 15 Jahre, solltet ihr ihn gegen einen neueren austauschen lassen. Auch wenn die Fenster zu alt sind und sich nicht mehr richtig abdichten lassen, kann sich ein kompletter Austausch lohnen. Wenn ihr euer Haus renoviert, oder einen Neubau plant, solltet ihr unbedingt auf moderne Fenster und erneuerbare Energien für das Heizsystem setzen. Solarenergie, wasserführende Kaminöfen oder Wärmepumpen – die Auswahl an kostengünstigen Technologien zum Heizen ist groß. Auch Heizungspumpen, die älter als zehn Jahre sind, solltet ihr unbedingt austauschen, da neuere Modelle ihre Leistung an euren tatsächlichen Bedarf anpassen können, wodurch ihr jährlich über 100 Euro Stromkosten sparen könnt.
Alles dicht?
Meistens geht viel Energie durch Wohnungstüren und Fenster verloren, auch wenn sie geschlossen sind. Im Winter solltet ihr dafür nachts für zusätzliche Dichtigkeit sorgen, indem ihr Rollläden schließt und/oder Vorhänge nutzt. Sofern ihr mit den Fingern um die Fenster herum einen Luftzug spürt, könnt ihr diese selbst mit Schaumdichtungs- oder Gummiband dämmen.
Heizungskörpernischen dämmen
Vor allem in Häusern aus den 1960er und 70er Jahren sind Heizkörper oft ungedämmt in Nischen untergebracht. Da die Wände zudem meist sehr dünn und die Heizkörper heiß sind, geht auf der Wandinnenseite besonders viel Wärme verloren, was jährlich bis zu 15 Euro pro Quadratmeter ausmachen kann. Sofern ihr den Heizkörper nicht von der Stelle bewegen wollt, habt ihr die Möglichkeit, Polyurethanplatten oder Aerogelmatten zur Dämmung zu nutzen. Das Material muss dabei aber zwingend auf allen Seiten dicht mit der Wand verbunden sein, da sonst Schimmel entstehen kann. Eine Aluminium-Kaschierung unter der Dämmung sorgt für weitere Effizienz, da Wärme stärker ins Rauminnere abgestrahlt werden kann. Noch wirkungsvoller ist es, den Heizkörper zu versetzen und die Nische entweder mit Porenbeton zu schließen oder mit einem mineralischen Dämmstoff auszufüllen. Falls sowieso bald eine Erneuerung der Fassade ansteht, kann es auch sinnvoller sein, diese im gleichen Abwasch von außen mitzudämmen.
Heizungsrohre schnell und einfach selbst dämmen
Davon abgesehen, dass Heizungsrohre mittlerweile gedämmt werden müssen, könnt ihr durch diese einfache Maßnahme 14 Euro pro Jahr sparen. Dadurch sorgt ihr dafür, dass auf Dauer keine Wärme auf dem Weg vom Keller durchs Haus verloren geht und merkt das bereits nach etwa einem Jahr auf der Heizkostenrechnung.
Fenster und Türen abdichten
Sind eure Fenster undicht, plagt euch nicht nur unangenehme Zugluft, sondern es geht auch eine Menge Wärme verloren. Um zu testen, ob bei euch alles dicht ist, klemmt einfach ein Blatt Papier ins Fenster und schließt es. Bei einem dichten Fenster solltet ihr es nicht herausziehen können. Bei Fenstern reicht es meistens schon, die Dichtung zu erneuern oder die Fensterflügel zu justieren. Bei Wohnungs- oder Haustüren mit offenem Türschlitz kann oftmals nachträglich eine Dichtung – ein sogenannter Kältefeind – eingebaut werden. Habt ihr einen Windfang, solltet ihr ihn bei kalter Witterung stets geschlossen halten.
Rollladenkästen dämmen
Ungedämmte Rollladenkästen sind bei vielen Gebäuden ein Schwachpunkt, da sie nur sehr dünne Wände haben und zudem konstruktionsbedingt nie ganz winddicht schließen. In vielen Fällen ist eine Dämmung mit geringem handwerklichen Aufwand möglich. Das lohnt sich: Jeder Quadratmeter bringt bis zu 10 Euro Einsparung pro Jahr. Die Dämmung kann mit einem individuellen Formteil oder einer flexiblen Dämmplatte erfolgen, die in den vorhandenen Kasten eingepasst und fixiert wird. Besser sind jedoch Hochleistungsdämmplatten aus Polyurethan oder Phenolharz, da sie eine geringere Wärmeleitfähigkeit besitzen. Sie müssen passgenau zugeschnitten und eingebaut werden. Die Kosten betragen je nach Material und Dämmstärke zwischen 15 und 30 Euro pro Quadratmeter. Die Gurtdurchführung und den Rollladenspalt könnt ihr mit einer Bürstendichtung versehen, um Zugluft zu vermindern. Die Kosten liegen bei 10 bis 15 Euro pro Rollladenkasten.
Fazit
Sofern ihr wirklich alle Tricks beachtet, könnt ihr eine Menge einsparen, einige Faktoren, wie beispielsweise die Dämmung der Rohre lassen sich gar selbst bewerkstelligen. Heizkörperthermostate sind schnell gekauft und für den Versuch, einfach mal mit 1-2 Grad weniger klarzukommen müsst ihr rein gar nichts unternehmen. Da es so viele Stellschrauben gibt, ist die Chance sehr groß, dass ihr eine ordentliche Menge an Heizkosten sparen könnt, wenn ihr alle Ratschläge befolgt.
FAQ
Die wichtigsten Grundfragen sollten im Text oben bereits beantwortet sein. Wer noch nähere Hintergründe zu bestimmten Themen sucht oder noch weitere Fragen hat, wird hier im FAQ-Bereich fündig! Solltet ihr ansonsten noch Fragen haben, dann postet sie doch gerne unten in den Kommentaren.
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