Warum feiern wir unsere Mütter?
Die Eingangsfrage ist natürlich als wenigstens sanfte Provokation angelegt, denn mal im Ernst - warum sollten wir unsere Mütter, also jene Frauen, die uns im besten Fall die Welt bedeuten, im realistischen Fall aber auf jeden Fall die Welt, also das Leben geschenkt haben, nicht dafür hochleben lassen? Natürlich hat darauf jeder eine individuell verschiedene, sicher nicht allen deckungsgleicher Antwort, aber eigentlich wollten wir uns in diesem Abschnitt auch nicht in lebensphilosophische Tiefen wagen, sondern vielmehr Licht ins Dunkel der Frage bringen: Warum feiern wir eigentlich Muttertag? Die Geschichte des internationalen Feiertages der Erzeugerin hat keineswegs einen rein religiösen Hintergrund - auch wenn der methodistsche Hintergrund seiner Schöpferin Anna Marie Jarvis in den Geschichtsbüchern ausdrücklich genannt wird.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts hatte es Bestrebungen unterschiedlicher Frauenrechtsaktivistinnen gegeben, Mütterbewegungen ins Leben zu rufen, unter Anderem auch mit Ansinnen, sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass Sterben der Söhne im Krieg zu beenden. Schon 1865 hatte sich Jarvis, jedoch vergeblich, an der Etablierung einer Mütterbewegung versurcht. Doch erst 1907 gelang es ihr schließlich, mit ihrem, von roten Nelken umrahmten Memorial Mothers Day Meeting ein über die Grenzen ihrer kleinen Gemeinde hinaus hörbares Echo zu erzeugen und während der die Veranstaltung im ersten Jahr noch zum Gedenken ihrer zwei Jahre zuvor verstorbenen Mutter abgehalten wurde, widmete ihre mehtodistische Kirche schon im Folgejahr allen Müttern eine Andacht. Und so begann die Bekanntheit des Tages zu wachsen und bereits 1914 wurde er international anerkannt.

Doch mit der steigenden Popularität, auch über die Landesgrenzen hinaus, wuchsen bei Jarvis Zweifel ob der zunehmenden kommrziellen Ausschlachtung des Ehrentages der Mütter. Diese Zweifel wurden rasch zur Verärgerung, sah sie doch ihr nobles Gedenken durch das Kapital gefährdet. So kam es, dass sie schließlich die Urheberschaft des Gedenktages beanspruchte, um das Zelebrieren gerichtlich zu unterbinden, sogar ein kurzzeitiger Gefängnisaufenthalt wegen Störung einer Muttertagsfeier wird Jarvis zugeschrieben. Was können wir daraus, von eigentlich nicht vermeidbaren kapitalismuskritischen Einsichten mal abgsehen, lernen? Die Formel "Wehret den Anfängen" kann durchaus berechtigt zur Anwendung kommen, jedoch oft genug nicht mit der Entwicklung Schritt halten. Vor allem aber: Am Muttertag sollte es, einzig und allein, um die Mutter gehen.
Muttertagsgeschenke selber machen
Zum Muttertag gilt, wie bei jedem anderen Fest mit Geschenküberreichungs-Teil: Auch ein selbstgemachtes Geschenk wird Mamas Herz zuverlässig erreichen. Manch einer behauptet gar, noch zuverlässiger als gekaufte Präsente, doch Blumen und Co. lassen sich schwerlich selber basteln und überhaupt sehen manche Mütter (und ihre Kinder) die Zeit der DIY-Geschenke irgenwann auch mal verstrichen. Wer dennoch ein wenig Inspiratio für selber gemachte Muttertagskleinigkeiten benötigt, findet sie in How-to-Videos wie dem hier verlinkten. Und natürlich in tausenden weiteren, irgendwo da draußen in diesem Internet.
Wann wird Muttertag wo gefeiert?
Muttertag ist ein weltweit begangener "Feiertag", ein globales Happening, dessen zentrales Element natürlich allerorts die Schenkerin des Lebens, also Frau Mama ist. Doch auch ein so weltumspannender Brauch folgt dem Motto "Andere Kulturen...andere Herangehensweisen" und so bedeutet der Muttertag in einigen Ländern nicht einfach "nur" das Hochlebenlassen von Mama, sondern bestimmten Geschichtsbucheinträgen zugrunde gelegt oder mit religiösen Überlieferungen verknüpft. Hier seht ihr auf einen, oder sagen wir, einige Blicke, was Muttertag wo bedeutet - und vor allem, wie viele unterschiedliche Daten er haben kann.
- Belgien: In Belgien wird der Muttertag eigentlich genauso wie in Deutschland am zwiten Sonntag im Mai gefeiert - ganz Belgien? Nein, denn ein kleines widerständiges Dorf, genauer gesagt, die Region um die Großstadt Antwerpen feiert den Muttertag stets am 15. August, also zu Mariä Himmelfahrt.
- Frankreich: In Frankreich gleichen die Bräuchen den unsrigen, auch dort werden vor allem Blumen und Selbstgemachtes geschenkt. Weniger Überschneidung gibt's beim Datum, denn unser Nachbarland feiert Maman am letzten Sonntag im Mai.
- Griechenland: Am zweiten Sonntag des Monats Mai wird in Griechenland das ganze Haus mit Blumen geschmückt. Wie bei uns und in anderen Ländern werden der Mutter dann Pralinen, Selbstgemachtes und natürlich Blumen überreicht. Muttertag ist dort auch Familientag, einem alten Brauch nach wird mit der ganzen Familie selbstgemachter Honigkuchen geschlemmt.
- Großbritannien und Irland: Der in Großbritannien und Irland, man ahnt es schon, Mother's Day genannte Muttertag wird dort im März zelebriert, genauer gesagt, am letzten Fastensonntag.
- Indonesien: Einen Tag nach dem indonesischen Sommeranfang wird auf der Insel Muttertag gefeiert, Stichtag ist also der 22. Dezember.
- Iran: Im Iran hat der Muttertag ein eher religiöses Fundament: Er wird am Geburtstag der Tochter des Propheten Mohammed zelebriert, also Ende März.
- Israel: Am 30. Tag des Monats Schevat, nach unserem Kalender zwischen Mitte und Ende Februar, wird in Israel der Muttertag gefeiert.
- Kenia: In Kenia wird Mutti am letzten Sonntag im Juni gefeiert.
- Mexiko: Eines der landesweit beliebtesten Fest ist der in Mexiko der Muttertag, genannt Día de la Madre. Bereits am Abend vor dem Stichtag am 10. Mai versammeln sich die Mexikaner in ihren Familien. Ohne Blumen braucht man hier gar nicht in Erscheinung zu treten.
- Mongolei: Statt eines Muttertags gibt es in der Mongolei einen sogenannten Eltern-Kind-Tag, gefeiert wird er am 1. Juni. Auch eine wirklich schöne Idee, wie wir finden.
- Niederlande: In Holland ist der Moederdag ein Sommerfesttag, an dem die Kinder der Mutter Fühstück ans Bett bringen - begangen wird er am zweiten Sonntag im Mai.
- Norwegen: Schon am 2. Sonntag im Februar und damit ganz vorne bei den Muttertags-Feierern, sind die Norweger.
- Polen: Dzień Matki heißt Mamis zweiter Ehrentag in Polen. Alljährlich am 26. Mai wird Mama mit Strauß, Schokolade und Co. bedacht.
- Russland: Beschenkt werden Frauen in Russland traditionsgemäß am 8. März, doch es gibt auch einen offiziellen Tag für Mutters Tag - der wird jedes Jahr am letzten Sonntag im November gefeiert.
- Spanien: In Spanien wird der Muttertag am 1. Sonntag im Mai gefeiert. Dort wird die Mutter von den Kindern beschenkt und oft von der Familie zum Essen eingeladen, um sich verwöhnen zu lassen.
- Thailand: Der Geburtstag von Königin Sirikit, also der 12. August, liefert im südostasiatischen Land die Datumsvorlage für den Muttertag.
- USA: Wie in Deutschland fällt in den Vereinigten Staaten der Mother's Day auf den 2. Sonntag im Mai. Die zugehörige Geschichte könnt ihr weiter oben noch einmal nachlesen. ;)
Wird der Muttertag zum Elterntag? Gedanken über die Angemessenheit des Muttertags in unserer Zeit
Der Muttertag ist und bleibt: Eine Institution. Ja, wirklich? Zweifellos gibt es in der Gegenwart wohl eine Menge von Erzeugerinnen, die dem Tag eine ungebrochene Wichtigkeit beimessen. Die sich gerne feiern lassen von ihren Kleinen, ob nun mit Selbstgebasteltem oder käuflich organisierten Geschenken, ob in Tat oder Wort. Und doch drängt sich in Zeiten des Über- und Neudenkens die Frage auf: Wie zeitgemäß ist der Muttertag eigentlich noch?
Lässt man das Rührselige, welches diesem Tag der Ehrung bisweilen sicher anhaftet, einmal außen vor, tun sich durchaus Fragezeichen auf. Immerhin reicht der Tag dieser Würdigung zurück in eine Zeit, da die Mutter als Symbol für unermüdliches, selbstloses Dasein für die Kinder stand; die ihr eigenes Leben dem Behüten und Erziehen der Jüngsten großenteils unterordnete. Wie passt dieses, in der heutigen durchaus etwas althergebracht anmutende Rollenbild in die heutige Zeit, da die Gleichberechtigung wie nie zuvor ein Politikum ist und zu recht auf der gesellschaftlichen Agenda sehr weit oben steht?
In den Augen einiger Soziologen stünde Anfang Mai statt des Muttertags wohl eher eine Art Elterntag an, welcher gleichberechtigt der Würdigung von beiden (gleichberechtigt erziehenden) Elternteile gewidmet wäre. Schließlich wird Erziehungsarbeit ja längst mit großem, wenn auch noch ausbaufähigem Selbstverständnis beiden Partnern zugeschrieben. Entgegenhalten könnte man diesem Gedanken, dass der Muttertag auch als Denkmal für etwas, dass es in der Vergangenheit gab (nämlich die Idealisierung der Frau als Alleinerzieherin), dass aber nicht mehr zeitgemäß ist, fungieren könnte. Oder wäre sogar denkbar, den Muttertag weiterhin Muttertag sein zu lassen, nur eben mit verändertem Hintergedanken? Sodass an diesem Ehrungstag der Frau nicht als Erzieherin, sondern als Frau gehuldigt werden könnte?
Sicher sind diese Fragen nicht mit einfach Sätzen zu beantworten, ein Geschenk in Ehren, so viel scheint zumindest sicher, werden dennoch die wenigsten Mütter verwehren. Welchen Beiklang man diesem Geschenk gibt, kann man als Schenkende/r ja eigentlich selbst entscheiden, oder nicht?