Elektroautos sind nachhaltig, umweltschonend und zweifelsohne die Zukunft der motorisierten Fahrzeuge. Ob es euch letztlich aber wirklich bei der Bewältigung des Alltags hilft, hängt vor allem von der Reichweite ab, weshalb ihr die Möglichkeit habt, eure fahrbaren Untersätze an öffentlichen Stationen, wenn ihr euer E-Auto-Laden wollt. Bei der aktuellen Fülle an verschiedenen Anbietern und Möglichkeiten zur Aufladung verliert man allerdings sehr schnell den Überblick. Anbei wollen wir die gängigsten Anbieter vergleichen, um euch ein bisschen durch den verwirrenden Datendschungel zu führen.
Lade- und Fahrverhalten
Bei der Wahl des richtigen Tarifs kommt es vor allem darauf an, wieviel ihr im Monat fahrt: Wenn ihr euer Auto sowieso immer zu Hause oder am Arbeitsplatz ladet und nicht viel mehr als 20 Kilowattstunden monatlich verbraucht, ist weder ein Tarif mit Grundgebühr, noch eine Flatrate sinnvoll. Seid ihr jedoch öfter mal in der Stadt unterwegs, können die erwähnten Tarife erwägenswert sein – ab einem Verbrauch von etwa 50 Kilowattstunden kann sich eine Flat bereits lohnen. Seid ihr beruflich mit dem Auto unterwegs und aufgrund von weiten Strecken überregional auf die öffentlichen Ladestationen angewiesen, ist alles andere als eine Flatrate nicht mehr sinnvoll.
Abrechnungssysteme zum E-Auto laden
Auf den Fahrten mit eurem E-Auto begegnen euch verschiedene Arten von Ladesäulen mit komplett unterschiedlichen Abrechnungssystemen. Der Großteil davon funktioniert mit einer eigenen Ladeapp oder -karte. Von letzteren gibt es etwa 300 verschiedene Varianten, mit welchen man sich bei den Betreibern der Ladestationen registrieren muss, wenn man sein E-Auto laden möchte.
Die Ladestrom-Tarife sind oftmals intransparent und basieren auf unterschiedlichen Bezahlmodellen, bei welchen nach verschiedenen Kriterien abgerechnet wird: Einige Anbieter berechnen für das „Tanken“ schlichtweg die Zeit, während der das Fahrzeug an die Ladesäule angeschlossen ist. Wohlgemerkt geht es dabei nicht um die reine Ladezeit, sondern die Gebühr wird tatsächlich ab dem Zeitpunkt der Verbindung berechnet. Etwas transparenter dagegen ist eine Berechnung anhand der geflossenen Kilowattstunden. Darüber hinaus verlangen manche Anbieter eine monatliche Grundgebühr, die pauschal berechnet wird und unabhängig von der Zeit oder Lademenge ist. Andere Firmen dagegen verlangen mitunter eine Startgebühr bei Beginn des Ladevorgangs. Manchmal kombinieren Betreiber der Ladestation diese Preiskomponenten auch miteinander.
Welche Karte soll ich nutzen?
Neben dem eigenen Fahrverhalten hängt die Entscheidung für die richtige Ladekarte auch von der Gegend ab, in der ihr wohnt. Wenn ihr viel unterwegs seid, könnte eine Karte mit monatlicher Grundgebühr Sinn machen, da ihr bei diesen Varianten wenig oder gar nichts fürs E-Auto-Laden bezahlen müsst. Seid ihr seltener unterwegs, empfehlen wir euch dagegen eher eine Prepaid-Karte.
E-Auto-laden – Roaming Anbieter
Einige Marktteilnehmer wollen das Laden im öffentlichen Raum einfacher gestalten, indem sie Ladekarten anbieten, die mit möglichst vielen Ladestationen kompatibel sind. Um euch die Fortbewegung kreuz und quer durch Europa möglichst einfach zu gestalten, haben sich einige Anbieter zusammengeschlossen und bieten sogenannte Roaming-Lösungen an: Mit solchen Karten könnt ihr nicht nur die Lade-Infrastruktur des eigenen Anbieters nutzen, sondern auch jene der teilnehmenden Partnerfirmen. Seid ihr beispielsweise bei New Motion oder Plug Surfing angemeldet, könnt ihr so gut wie alle Ladesäulen in ganz Europa nutzen. Abgerechnet wird dabei allerdings nach dem Tarif des Betreibers der Station.
Örtliche Versorger
Der Energiekonzern EnBW bietet eine Lade-App für E-Autos an, mit der man Säulen finden und den Aufladevorgang direkt bezahlen kann - berechnet wird in diesem Fall die Lademenge. Um flexibel zu bleiben, bietet sich hier vor allem der Tarif ohne Grundgebühr an, wenn ihr eher gelegentlich unterwegs seid. Auch der Stromversorger Maingau hat einen Tarif für Fahrzeuge im Repertoire, mit welchem ihr an über 130.000 Ladepunkten in Europa euer Auto mit Strom versorgen könnt. Abgerechnet wird nach zugeführter Lademenge. Anbieter wie EnBW und Innogy bieten Vielfahrer:innen Flatrates an, die in diesem Fall auch am meisten Sinn machen. Bereits ab einem Verbrauch von etwa 50 Kilowattstunden rechnet sich ein solches Abo, wenn ihr oft unterwegs seid.
Automobilhersteller
Einige Automobilhersteller wie Tesla oder BMW bieten eigene Abrechnungssysteme an, die ausschließlich Elektrofahrzeugen der jeweiligen Marke vorbehalten sind. Elon Musks Megakonzern beispielsweise verfügt über seine eigenen SuperCharger Ladesäulen, die ihr anfahren und nutzen könnt. Die Abrechnung erfolgt über ein Kundenkonto, welches jede Käuferin und jeder Käufer bei Erwerb des Fahrzeugs erhält und der Preis liegt bei 36 Cent pro Kilowattstunde. Diese Variante bietet mit einem Zugang zu mehr als 202.000 Ladepunkten am meisten Anschlüsse, sollte aber aufgrund ihrer Exklusivität gesondert bewertet werden. Einzig We Charge von Volkswagen nimmt sich hier aus und ist zumindest im Standardtarif für alle Kunden und Kundinnen nutzbar.
Der neue Standard ISO 15118 bringt wieder völlig neue Möglichkeiten und verzichtet komplett auf jegliche Karten oder Apps: Sobald ihr euer Fahrzeug mit der Station verbindet, startet der Ladevorgang automatisch. Abgerechnet wird über eine verschlüsselte Datenübertragung und zur Bezahlung müsst ihr auch nichts weiter tun.
Große Preis-Variabilität beim E-Auto-Laden
Das Bonner Markt- und Wirtschaftsforschungsunternehmen EuPD Research untersuchte 2020 alle in Deutschland verfügbaren Autostromtarife im Rahmen einer Studie, bei welcher sich herausstellte, dass Preise extrem variieren. Der Durchschnittspreis zum Laden des äußerst beliebten VW e-Golf liegt zwar bei 35 Cent pro Kilowattstunde, allerdings findet man je nach Anbieter auch Spitzenwerte von bis zu 1,25 Euro. Bei der Abrechnung nach Zeit oder Startgebühr ist es für euch zunächst nicht ersichtlich, wie hoch der eigentliche Preis für die Kilowattstunde ist, weshalb die Anbieter der Ladesäulen aktuell daran arbeiten, eine Eichrechtskonformität für ihre Produkte zu erzielen. Die geladene Strommenge soll durch Messgeräte dokumentiert und unverfälschbar nachvollziehbar gemacht werden. Mit der Wahl des richtigen Anbieters könnt ihr pro Jahr bis zu 1000 Euro sparen, wie der E-Mobility Excellence Report der Lademarkt-Spezialisten von Charging Radar und der Technologieberatung P3 in Zusammenarbeit mit Autobild zeigt.Die meisten Ladesäulen werden von sogenannten Mobility Service Providern (MSP) angeboten, welche einfach Ladesäulen anderer Betreiber, sogenannter Charge Point Operator (CPO) zur Verfügung stellen. Die Ladesäulen werden in Wechsel- sowie Gleichstromvarianten angeboten, wobei ihr euer E-Auto per Gleichstrom schneller laden könnt.
E-Mobility Excellence Report
Der Schwerpunkt beim Vergleichstest der Profis lag auf der Region Deutschland-Österreich-Schweiz, wo sich EnBW mobility+ mit 57.750 Ladepunkten deutlich von der Konkurrenz absetzen kann und somit die zum Testsieger „Beste Abdeckung 2021 D-A-CH“ gekoren wurde. Shell Recharge liegt mit 56.840 Ladepunkten dicht auf und erhielt die Note „gut“. Bei den Automobilherstellern bieten Audi, BMW und Mercedes 55.700 Ladezugänge. Den günstigsten Ladedienst bieten die Stadtwerke München an, welche sich auch in einem Roaming-Verbund befinden. Mit einem Jahresdurchschnittspreis von 979 Euro lässt der Anbieter die Konkurrenz auf weiter Flur, weshalb hier das Prädikat „sehr gut“ vergeben wurde.
Tarif | Durchschnittskosten im Jahr | Abdeckung | Gesamturteil | Ladepreis |
EnBW Vorteil | 1332€ (gut) | 57.750 (sehr gut) | sehr gut | 38 Cent (AC) 48 Cent /DC) |
EnBW | 1382€ ( gut) | 57.750 (sehr gut) | sehr gut | 45 Cent (AC) 55 Cent /DC) |
Maingau Energie Kunden | 1288€ (gut) | 47.660 (sehr gut) | sehr gut | 39 Cent (AC) 49 Cent /DC) |
EnBW Standard | 1560€ (befriedigend) | 57.750 (sehr gut) | gut | 45 Cent (AC) 55 Cent /DC) |
DKV Card + Charge | 1240€ (gut) | 43.410 (gut) | gut | 45 Cent (AC) 55 Cent /DC) |
Shell Recharge | 1656€ (befriedigend) | 56.840 (sehr gut) | gut | 46 Cent (AC) 64 Cent /DC) |
Maingau Energie Normalpreis | 1516€ (befriedigend) | 47.660 (sehr gut) | gut | 44 Cent (AC) 54 Cent /DC) |
Lichtblick Vorteil | 1208€ (gut) | 36.470 (befriedigend) | gut | 44 Cent (AC) |
SWM (Ladenetz) | 979€ (gut) | 24.000 (ausreichend) | gut | 38 Cent (AC) 38 Cent /DC) |
EWE GO | 1168 (gut) | 34.710 (befriedigend) | gut | 38 Cent (AC) 49 Cent /DC) |
Plugsurfing | 1698€ (befriedigend) | 42.580 (gut) | gut | 38 Cent (AC) 64 Cent /DC) |
LogPay Charge & Fuel | 1989€ (ausreichend) | 49,400 (sehr gut) | gut | 45 Cent (AC) 55 Cent /DC) |
Lichtblick Standard | 1700€ (befriedigend) | 36,470 (befriedigend) | befriedigend | 55 Cent (AC) |
GP Joule | 1787€(befriedigend) | 33.330 (befriedigend) | befriedigend | 39 Cent (AC) |
ChargePoint | 1949€ (ausreichend) | 35.710 (befriedigend) | befriedigend | 46 Cent (AC) |
Die Münchner Stadtwerke rechnen auch transparente 38 Cent pro geladener Kilowattstunde ab. Angeboten wird sowohl AC, als auch DC sowie Schnelladen und es wird keine Grundgebühr erhoben. Schwachpunkt des Testsiegers ist die vergleichsweise geringe Abdeckung des Roaming-Verbunds mit etwa 24.000 Säulen. Ein weiterer Haken im Kleingedruckten: Nutzt ihr die Roamingdienste zu oft zum E-Auto-Laden, behält sich der Anbieter das Recht vor, die Funktion zu sperren.
Auf Platz zwei liegt die Mobility Card von EWE GO. Mit durchschnittlichen Ladekosten von 1168 Euro im Jahr erhält der Anbieter die Note „gut“. Die Abrechnung erfolgt auch hier pro Kilowattstunde, allerdings gibt es verschiedene Preise für Wechselstrom und Gleichstrom wenn ihr euer E-Auto-laden wollt – letzterer ist mit 49 Cent teurer als die bei 39 Cent liegende Alternative. Auf dem dritten Platz befindet sich der Vorteil-Tarif von Lichtblick, welcher allerdings nur per App buchbar ist und nach vier Stunden langsamen und einer Stunde schnellen Ladens eine „Blockiergebühr“ von 10 Cent pro Minute beinhaltet.
BMW bietet mit dem Active-Tarif ebenfalls einen günstigen Ladetarif an, bei welchem bereits ein Sechstel aller Ladevorgänge im HPC-Highspeed-Netzwerk von Ionity mit bis zu 350 kW Leistung einkalkuliert sind. Das Schnellladenetzwerk (Hypernetz) von EnBW mit bis zu 300 kW Ladeleistung pro Anschluss macht ebenfalls große Fortschritte hinsichtlich seines Ausbaus und bietet aktuell bereits etwa 1000 HPC-Ladestationen.
Tarif | Durchschnittskosten im Jahr | Abdeckung | Gesamturteil | |
BMW Charging Active | 1115€ (gut) | 55.700 (sehr gut) | sehr gut | 33 Cent (AC) 39 Cent /DC) |
Audi e-tron Charging Service City | 1304€ (gut) | 55.700 (sehr gut) | sehr gut | 36 Cent (AC) 65 Cent /DC) |
Mercedes Me Charge | 1862€ (ausreichend) | 55.700 (sehr gut) | gut | 29 Cent (AC) + Gebühr |
BMW Charging Flex | 1842€ (sehr gut) | 55.700 (sehr gut) | gut | 33 Cent (AC) 39 Cent /DC) |
Volkswagen We Charge Free | 1819€ (ausreichend) | 49.400 (sehr gut) | gut | |
Porsche Charging Service | 2306€ (mangelhaft) | 46.840 (gut) | befriedigend | 33 Cent (AC) |
Fazit
Als Gesamtsieger im Preis-Leistungs-Vergleich gekürt wurde der EnBW-Tarif mobility+ Vorteil in der Kategorie unabhängige Ladeanbieter. Ebenso mit "sehr gut" schnitten die Tarife EnBW mobility+ Viellader und Maingau Energie ab. Testsieger bei den Autoherstellern wurde der Ladetarif BMW Charging Active. Mit der Gesamtnote "sehr gut" wurde auch der Herstellertarif Audi e-tron Charging Service City bewertet. Trotz aller Entscheidungshilfen wie dem E-Mobility-Vergleich bleibt zu hoffen, dass Angebot und Preisgestaltung beim öffentlichen Laden schnell übersichtlicher werden. Damit es auf Deutschlands Straßen auch weiterhin immer stärker grünt.
FAQ
Die wichtigsten Grundfragen sollten im Text oben bereits beantwortet sein. Wer noch nähere Hintergründe zu bestimmten Themen sucht oder noch weitere Fragen hat, wird hier im FAQ-Bereich fündig!
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