Wie Einkäufe im Ausland zu echten Schnäppchen werden
Um zu verstehen, ob bei eurer Auslandsbestellung zusätzliche Kosten anfallen, ist wichtig zu wissen und zu unterscheiden, aus welchem Land euer Produkt kommt. Bei Einkäufen im EU-Ausland beispielsweise ist nicht mit zusätzlichen Kosten zu rechnen, wenn wir mal von eventuell höheren Versandkosten absehen.
Checkliste für ein Schnäppchen im Ausland
- Wenn in der EU: Was kostet der Artikel?
- Kontrolle des (umgerechneten) Produktpreises im Ausland
- Check auf der Seite zoll.de über die Abgaben für die passende Produktkategorie
- Aufstellung aller eventuell anfallenden Kosten laut unserer Tabelle und Gegenüberstellung
- Entscheidung treffen
Einfuhrumsatzsteuer und Zoll einfach erklärt
Im folgenden Beitrag erklären wir euch, mit welchen Kosten ihr bei Einkäufen innerhalb der EU rechnen müsst, welche Begrifflichkeiten auf euch zukommen könnten und wie ihr die Angelegenheiten wenn nötig regeln könnt. Der Text ist mehr zu Infozwecken, denn in der Regel müsst ihr bei Einkäufen innerhalb der EU nichts weiter beachten. Später informieren wir euch über die Regelungen für Bestellungen im Nicht-EU-Ausland, erwähnen ebenfalls alle Begrifflichkeiten, klären über die Kosten auf und versuchen, einen runden Abschluss unter das Thema zu bringen. Ein kleiner Spoiler vorweg: In der Regel kümmert sich die Spedition um den Papierkram und die Zollangelegenheiten und ihr habt damit im Normalfall kein Gerenne. Das ist doch schon mal positiv, oder?
Steuern innerhalb der EU
Keine Steuern in der EU? Es kommt darauf an, welches Produkt ihr kauft, denn die ‘bösen’ Genussmittel unterliegen leider tatsächlich auch in der EU einer kleinen Schinderei. Diese nervige Hürde heißt ‘Verbrauchssteuern’, die bedauerlicherweise unter den folgenden Umständen bei EU-Einkäufen fällig wird.
💡 Einkauf von Verbrauchs- oder Gebrauchsgütern des täglichen Konsums oder für den persönlichen Genuss (Kaffee, Alkohol und Zigaretten sowie ‘Ableger’ dieser Sparten) ab einer festgelegten Freimenge.
Freigrenzen für Verbrauchsteuern innerhalb der EU
Die Verbrauchsteuern werden nach der Art des Produktes unterschieden, so gibt es unter anderem die Biersteuer, Alkoholsteuer, Tabaksteuer oder die Kaffeesteuer.
Unter der Abnahme der folgenden Mengen müsst ihr keine Verbrauchssteuern innerhalb der EU bezahlen:
Produkt | Freigrenze |
Zigaretten | 800 Stück |
Zigarillos | 400 Stück |
Zigarren | 200 Stück |
Rauchtabak | 1 kg |
Spirituosen | 10 Liter |
Zwischenerzeugnisse (wie Liköre oder Wermut) | 20 Liter |
Schaumwein | 60 Liter |
Bier | 110 Liter |
Alkopops | 10 Liter |
Kaffee | 10 kg |
Berechnung der Höhe der Verbrauchsteuern innerhalb der EU
Wenn ihr als Privatpersonen diese ‘Genussmittel’ über der festgelegten Freigrenze nach Deutschland einführt, müsst ihr die in der Tabelle genannten Steuersätze bezahlen. Dabei berechnet sich der Betrag aus der Summe von eingeführter Stückzahl beziehungsweise Menge mit dem Steuersatz:
Produkt | Faktor |
Zigaretten | 9,82 Cent pro Stück |
Zigarren/Zigarillos | 1,4 Cent pro Stück |
Feinschnitt | 48,49 Euro pro kg |
Pfeifentabak | 15,66 Euro pro kg |
Bier | Pro Hektoliter Bier 7,87 Cent je Grad Plato |
Alkoholerzeugnisse | Je nach Erzeugnis 730 € bis 1.303 € je Hektoliter reinen Alkohols |
Alkopops | 5.550 Euro je Hektoliter reinen Alkohols |
Schaumwein | Je nach Erzeugnis 151 € bis 136 € je Hektoliter |
Muss ich mir das merken?
Nein. Ihr müsst euch beim Einkauf von verbrauchsteuerpflichtigen Artikeln nicht großartig mit dem Taschenrechner an eine umständliche und kleinkarierte Kalkulation setzen. Innerhalb der EU sind die Verbrauchsteuern in der Regel bereits in den Produktpreisen enthalten. Sie wurden vom Hersteller, dem Inslandbringer beziehungsweise dem lagernden Betrieb entrichtet und auf euch preislich umgewälzt.
Steuern außerhalb der EU
Auch bei Einkäufen außerhalb der EU fallen die oben genannten Verbrauchsteuern an.
Ihr habt es beim Kauf im Nicht-EU-Ausland also mit insgesamt drei zusätzlichen Kostenarten zu tun:
- Verbrauchsteuer (Freigrenzen siehe EU-Ausland)
- Einfuhrumsatzsteuer
- Zoll
Freigrenzen für Einfuhrsteuer und Zoll außerhalb der EU
Freigrenzen für eine Einfuhrumsatzsteuer gibt es beim Kauf im Nicht-EU-Ausland nicht, ihr müsst also schon ab dem ersten Euro löhnen. Obwohl: Das stimmt nur so halb, denn Steuererhebungen bis zu einem Euro werden vom Staat nicht eingefordert. Das heißt rechnerisch: Artikel, die bis zu 5€ kosten und dem Regelsteuersatz von 19 Prozent unterliegen, werden nicht versteuert (Das gilt auch für Artikel mit bis zu 14€ Warenwert mit einem niedrigeren Steuersatz von sieben Prozent).
Welche Artikeltypen welchem Steuersatz unterliegen, erfahrt ihr im folgenden Absatz.
💡 Die Regelung dieser sehr niedrigen Freigrenze besteht seit dem Jahr 2021. Sie stützt sich auf die Erfahrung, dass die EU mit teilweise höheren Herstellungskosten als das stark konkurrenzfähige Ausland ein wenig Unterstützung benötigt.
Bei einer Bestellung im Nicht-EU-Ausland kommen ab einem Warenwert von 150€ auch noch die Zollgebühren hinzu. Hier wird es kostentechnisch also richtig spaßig.
Wie hoch ist die Einfuhrumsatzsteuer für Bestellungen im Ausland?
Die Höhe der Einfuhrumsatzsteuer richtet sich nach der Höhe der Umsatzsteuer und liegt derzeit (Stand Februar 2023) bei 19 Prozent. Bei einigen Sparten wie Lebensmitteln, Büchern, Zeitschriften, Genussmitteln, Blumen, Kunstgegenständen, Rollstühlen oder orthopädischen Gegenständen sind nur sieben Prozent Einfuhrumsatzsteuer fällig. Die Palette Pepsi aus den USA wird also mit 7 Prozent ‘vereinfuhrumsatzsteuert’, die Smartwatch aus Asien mit 19 Prozent.
Wie hoch ist der Zoll bei Bestellungen im Ausland?
So, ab jetzt wird es kompliziert und die Zahlen, die jetzt folgen, machen vielleicht keinen Sinn, sind sehr individuell und unterscheiden sich stark voneinander. Ihr müsst euch die aber auch nicht merken, denn ihr könnt sie einfach beim Zoll in einer Tabelle nachschlagen. Zudem gibt die Seite wertvolle Hinweise, worauf ihr vor dem Kauf eines Artikels aus dem Ausland achten müsst. Ein bisschen Werbung für die Produkte aus der EU darf in den Hinweisen des Zolls natürlich nicht fehlen. 😉
Wir haben euch hier mal ein paar Beispiele für die Sätze des Einfuhrzolls zusammengestellt, die in der Regel üblich sind. So erhaltet ihr eine erste Idee über die Höhe.
Müssen Geschenke aus dem Ausland versteuert werden?
Hier oben im Beitrag der E-Zigarette seht ihr einen Hinweis auf steuerfreie Geschenke aus dem Ausland. Auch Geschenke unterliegen steuerlichen Regeln, die wir euch im Folgenden erläutern:
💡Privatpersonen können Geschenke aus dem Ausland bis zu einer Wertgrenze von 45€ an andere Privatpersonen verschicken, ohne dass dafür Steuern gezahlt werden müssen. Wichtig hierbei ist, dass das Paket privat geschickt wird. Übrigens: Ein Verkäufer oder eine Verkäuferin auf Aliexpress, bei Amazon Marketplace oder eBay ist keine Privatperson! Als Geschenk gelten nur Artikel, die nicht in irgendeiner Weise von euch bezahlt werden. Darüber hinaus müsst ihr losgelöst vom Freibetrag von 45€ auch bestimmte Mengengrenzen zum Beispiel bei Alkohol (1 Liter bei mehr als 22 Volumenprozent), Parfüms (50 Gramm), Kaffee (500 Gramm) oder Zigaretten (50 Stück) beachten. Eine genaue Beschreibung zu den Privatsendungen aus dem Ausland findet ihr auf den Webseiten des Zolls.
Nun kann es ja auch vorkommen, dass euch Sachen geschenkt werden, die mehr als 45€ kosten. Bei einem Artikel, der bei einem Wert zwischen 45€ und 700€ liegt, gelten vereinfachte Zollregelungen, in denen ihr einen pauschalierten Abgabensatz von 17,5% bezahlt. In diesem sind Zoll, Einfuhrumsatzsteuer und eine Verbrauchssteuer schon enthalten.
Diese Regelung lohnt sich und ist günstiger als den individuellen Steuersatz für die Ware plus die Einfuhrumsatzsteuer zu zahlen. Schenkt dir dein Onkel aus Italien jedoch einen neuen Lamborghini, nützt es alles nichts, das Geschenk muss versteuert werden.
Wann lohnt sich eine Bestellung im Ausland? - Eine Beispielrechnung
Gehen wir davon aus, ihr möchtet euch eine Markenjacke bestellen, die ihr sowohl bei Amazon Frankreich (EU) als auch in einem Onlineshop aus England (Nicht EU) gefunden habt. Seit dem Ausstieg aus der Europäischen Union im Jahr 2020 sind Einkäufe aus Großbritannien wieder zu verzollen.
Für die Einfuhr von Bekleidung aus dem Nicht-EU-Ausland sind folgende Abgaben zu entrichten:
Einfuhrumsatzsteuer
Zoll
19%
12%
Kauf in der EU | Kauf extra EU | |
Amazon.fr in Frankreich 202€ |
Webshop aus London 137 Pfund (umgerechnet 154€) |
|
+ Einfuhrumsatzsteuer | keine | 19% von 111€ = ~ 29€ |
+ Zoll | keine | 12% von 111€ = ~ 18€ |
+ Servicepauschale | keine | 6€ pauschal |
+ Versand | keine | 7€ pauschal |
= Summe | 202€ | 214€ |
Ihr seht, dass einige Artikel aus dem Ausland auf den ersten Blick vielleicht wie Schnäppchen aussehen, bei näherer Betrachtung und unter Einbeziehung aller Kosten dann aber doch teurer ausfallen können als zunächst angenommen. Vor allem bei diesem Produkt, welches die 150€-Grenze überschreitet und deshalb zusätzlich auch zollpflichtig ist. Umgekehrt kann es natürlich genauso passieren, dass ein Artikel aus dem Ausland trotz der Steuern günstiger zu haben ist.
Zieht zur Berechnung auch gängige Rechner für die Einfuhrumsatzsteuer hinzu, die ihr im Internet zuhauf findet. Hier einige Beispiele:
» Abgabenrechner für Zollverkehr
» Steuerrechner der Stiftung Warentest
Einfuhrumsatzsteuer und Zoll wo bezahlen?
Steuerpflichtig werden eure Artikel ab dem Überschreiten der Grenze. Da ihr in diesem Moment nicht vor Ort sein könnt, übernimmt in der Regel die regionale Spedition die Zölle und Steuern und geht damit in Vorleistung. Oftmals wird für diesen Service eine zusätzliche Gebühr erhoben. Es handelt sich hierbei um ein paar Euro Aufschlag zusätzlich zu den fälligen Abgaben an den Zoll. Bei Lieferung an eure Haustür müsst ihr diese Ausgaben dann ausgleichen. Damit der Versanddienstleister eure Auslandsbestellung richtig anmelden kann, muss das Paket entsprechend ausführlich gekennzeichnet sein. Dazu gehört unter anderem eine Rechnung mit allen Adress- und Artikelangaben, die am Paket angebracht sein müssen. Fehlt die korrekte Auszeichnung, stoppt das Paket beim Zoll und wird dort festgehalten. Ihr müsst dann selbst vorstellig werden und eine Rechnung vorzeigen. Das bedeutet zeitlichen Aufwand und zusätzliche Lauferei, die vermieden werden kann. Wenn ihr bei kleinen Händlern oder Händlerinnen kauft, die eventuell nicht mit den Bestimmungen vertraut sind, solltet ihr diese vor dem Verschicken darauf hinweisen, dass eine Rechnung am Paket erforderlich ist.
Wissenswertes zum Zoll in der EU
Fazit
- 💡Beachten: Einkäufe im EU-Ausland sind eventuell mit höheren Versandkosten belegt
- Verbrauchsteuern für Genussmittel innerhalb der EU sind in der Regel im Kaufpreis bereits einkalkuliert
- Einkäufe im Nicht-EU-Ausland unterliegen der Einfuhrumsatzsteuer (Stand Februar 2023 = 19%)
- Nicht-EU-Auslands-Bestellungen ab 150€ Warenwert müssen außerdem verzollt werden (Der Steuersatz ist individuell beim Zoll nachzusehen)
- Speditionen berechnen des weiteren eine Servicegebühr für die Abwicklung der Zollangelegenheiten
- Geschenke von Privatpersonen aus dem Ausland sind bis 45€ steuerfrei, darüber hinaus und bis zu einem Wert von 700€ sind vereinfachte 17,5% Pauschalsteuer zu bezahlen
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