Viele Krankenkassen haben zu Beginn diesen Jahres ihre Beiträge teils erheblich erhöht, weshalb Millionen gesetzlich Krankenversicherte 2022 höhere Beiträge zahlen müssen. 18 der knapp 100 Anbieter verlangen höhere Zusatzbeiträge, unter anderem auch sehr beliebte Kassen wie die AOK. Etwa 25 Prozent der Bevölkerung sind von Erhöhungen zwischen 0,2 und 0,7 Prozent betroffen. Anbei erfahrt ihr, in welchen Fällen ihr die Krankenkasse wechseln solltet, wie das geht und was ihr dabei sparen könnt. Krankenkasseninfo.de bietet euch dazu einen praktischen Vergleichsrechner.
Zusatzbeitrag ⇓ | Wechsel ⇓ | Gründe ⇓ | Ersparnis ⇓ | Fazit ⇓ | FAQ⇓
Das Wichtigste in Kürze
- Gesetzliche Krankenkassen verlangen zusätzlich zum allgemeinen Beitrag einen individuell festgelegten Zusatzbeitrag.
- Viele gängige Krankenkassen haben ihre Beiträge zum Januar 2022 teils massiv erhöht.
- Ihr könnt durch die Erhöhung von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und die Krankenkasse wechseln
Der Zusatzbeitrag
Die meisten Kassen ließen ihre Beitragshöhen unverändert und einige senkten ihn sogar. Der allgemeine Beitragssatz ist mit 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens gesetzlich festgelegt, beim Zusatzbeitrag hingegen unterscheidet sich die Höhe. Den niedrigsten Beitragssatz erhebt hierbei die hkk mit 15,29 Prozent am meisten zahlt ihr bei der BKK 24 mit 17,10 Prozent. Die Technikerkrankenkasse belässt ihren Beitragssatz bei 15,80 Prozent auch Barmer und DAK verlangen unverändert 16,10 Prozent.
Im Durchschnitt liegt der Beitragssatz der Krankenkassen dieses Jahr bei 15,9%. Seit 2019 werden aber nicht nur die 14,6%, sondern auch der Zusatzbeitrag zur Hälfte jeweils vom Versicherten und Versicherer getragen. Als Arbeitnehmer zahlt ihr eure Hälfte entweder direkt an die Krankenkasse (pflichtversicherte Arbeitnehmer) oder als Zuschuss (freiwillig versicherte Arbeitnehmer).
Es macht demnach durchaus Sinn, sich eine Krankenkasse mit möglichst geringem Zusatzbeitrag auszusuchen. Neben den Kosten spielt natürlich auch die Leistung der Anbieter eine ausschlaggebende Rolle, wenn man die Krankenkasse wechseln möchte. Zwar sind 95 Prozent dieser bei allen Anbietern gleich, dennoch lohnt es sich, nach den Details zu schauen.
Wie kann ich die Krankenkasse wechseln?
Seit letztem Jahr übernimmt eure neue Krankenkasse die Kündigung der alten, was einen Wechsel sehr einfach macht. Falls ihr schonmal euren Stromanbieter gewechselt habt, wisst ihr, wie einfach das Prozedere dadurch neuerdings ist. Lästiger Papierkram entfällt komplett, sogar die neue Mitgliedsbescheinigung wird elektronisch direkt an euren Arbeitgeber übermittelt. Auf Seiten wie Krankenkasseninfo.de findet ihr Formulare zum Ausdrucken als PDF und Onlineanträge, welche euch zusätzlich helfen, wenn ihr die Krankenkasse wechseln wollt. Nicht alle Kriterien lassen sich durch einen Vergleich zwischen gesetzlichen Krankenkassen verbessern, beispielsweise empfiehlt sich für Zahnersatz je nach Situation der Abschluss einer Zusatzversicherung. Die durch den Wechsel eingesparten Beträge können wahlweise auch in eine zusätzliche Altersvorsorge investiert werden.
Sonderkündigungsrecht
Praktisch: sollte eure Krankenkasse den Zusatzbeitrag zu Beginn des Jahres erhöht haben, habt ihr das Recht auf eine außerordentliche Kündigung und alles was ihr tun müsst, ist Ausschau nach einer neuen Krankenkasse zu halten, zu der ihr bis zum 31. Januar 2022 wechselt. Als Deadline gilt dabei das Ende des Monats, in dem die Krankenkasse einen Zusatzbeitrag zum ersten Mal erhebt oder ihn erhöht. Ihr geht dadurch keinerlei Risiko ein: sollte der Wechsel aus irgendeinem Grund nicht vollzogen werden, bleibt ihr aufgrund der deutschen Krankenversicherungspflicht beim alten Anbieter und die Kündigung wird unwirksam. Falls die Bedingungen für das Sonderkündigungsrecht bei euch nicht erfüllt sind, könnt ihr nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit auch per normalem Kündigungsrecht jederzeit die Krankenkasse wechseln.
Warum sollte ich die Krankenkasse wechseln?
Mögliche Gründe können der Wunsch nach einer besseren Versorgung sein, falls ihr beispielsweise eine Zahnreinigung benötigt, an Naturheilverfahren interessiert seid oder häufig verreist und dazu Sicherheitspakete und Impfungen benötigt. Genauso gut kann es sein, dass eine Krankenkasse gesunde Lebensweise besser honoriert, als die andere oder ihr einfach aus den bereits erwähnten Kostengründen die Krankenkasse wechseln wollt.
Zusatzleistungen
Welche Zusatzleistungen für euch besonders interessant sind, hängt unter anderem von euren Vorlieben sowie eurem Lebensstil ab. Reist ihr beispielsweise gerne in tropische Länder, können sich Zuschüsse zu Impfungen lohnen, da hier schnell mehrere Hundert Euro zusammenkommen können. Nehmt ihr regelmäßig an Sportkursen teil, könnt ihr euch ebenfalls darüber informieren, ob diese durch bestimmte Leistungen abgedeckt werden können. Wenn dann noch professionelle Zahnreinigungen oder osteopathische Untersuchungen dazukommen, kann sich das sehr schnell wirklich lohnen. Achtet hierbei allerdings darauf, dass ihr die Leistungen auch nutzt, für welche ihr im Voraus höhere Beiträge investiert.
Leistungsbereitschaft
Leider lässt der Service mancher Krankenkassen vor allem dann zu wünschen übrig, wenn es wirklich darauf ankommt. Beispielsweise kann es sich unnötig verzögern, bis ihr eine dringend benötigte Reha oder Kur bewilligt bekommt oder einen Rollstuhl erhaltet. Alles, was die Krankenkassen theoretisch anbieten, muss nämlich in der Praxis erst bewilligt werden. Das kann sich je nach Anbieter sehr lange hinziehen oder im schlimmsten Falle gar abgelehnt werden. Laut der unabhängigen Patientenberatung werden abgewiesene Anträge von vielen Anbietern nicht plausibel begründet und Widersprüche der Antragsteller:innen durch verwirrende Kommunikation abgeschmettert. Wenngleich diverse Einrichtungen, Ministerien und Behörden die Beschwerdefälle statistisch erheben, sind Vergleiche bezüglich des Umgangstons und Services der verschiedenen Krankenkassen nur schwer zu ziehen, da solche Zahlen nicht zu einzelnen Kassen veröffentlicht werden. Den einzigen Tipp, den wir euch also an dieser Stelle geben können, ist eure Freunde und Bekannte nach Erfahrungen zu fragen sowie Foren und Social-Media-Gruppen zu durchforsten.
Was kann ich konkret vergleichen?
95 Prozent der Leistungsmerkmale sind durch den Gesetzgeber vorgeschrieben. Sollten euch bestimmte Behandlungen, Vorsorge-Untersuchungen oder Zusatzleistung wie Professionelle Zahnreinigung und Osteopathie wichtig sein, lohnt sich es sich insbesondere, die Angebote der verschiedenen Kassen vorab genau zu vergleichen und ausgiebig zu recherchieren. Auch hinsichtlich angebotener Bonusprogramme, Hausarztprogrammen und Wahltarifen unterscheiden sich die verschiedenen Krankenkassen teils deutlich.
Wie hoch ist meine Ersparnis?
Der durchschnittliche Zusatzbeitrag liegt bei 1,3 Prozent, manche Anbieter sind hier jedoch wesentlich günstiger und bieten euch die Möglichkeit, ordentlich zu sparen. Je nach Einkommen und Versicherung können Arbeitnehmer, welche die Krankenkasse wechseln, bis zu 600 Euro im Jahr sparen, Selbstständige sogar bis zu 1200€. Wieviel ihr individuell einspart findet ihr leicht mit dem Rechner von Krankenkassen.info heraus. Natürlich könnt ihr im selben Zuge auch den gebotenen Service der Krankenkasse an eure Bedürfnisse anpassen. Die Ersparnis hängt, wie bereits erwähnt, vor allem von der Höhe des Zusatzbeitrags ab, wieviel ihr am Ende wirklich davon habt, zusätzlich von eurem persönlichen Steuersatz.
Welche Krankenkassen sind die günstigsten?
Die günstigste Krankenkasse 2022 erhebt einen Zusatzbeitrag von 0,35% und liegt daher bei 14,95% Beitragssatz. Es handelt sich dabei um die BKK Euregio, die in NRW und Hamburg verfügbar ist. Aber auch die hkk Krankenkasse liegt bei nur 15,29% Gesamtbeitrag und ist bundesweit verfügbar.
Krankenkasse | Bundesland | Zusatzbeitrag | Beitragssatz |
---|---|---|---|
BKK EUREGIO | NRW & Hamburg | 0,35% | 14,95% |
BKK PFAFF | Rheinland-Pfalz | 0,40% | 15,00% |
BKK Faber-Castell & Part. | Bayern | 0,65% | 15,25% |
hkk Krankenkasse | bundesweit | 0,69% | 15,29% |
AOK Sachsen-Anhalt | Sachsen-Anhalt | 0,80% | 15,40% |
BKK firmus | bundesweit | 0,84% | 15,44% |
BKK DürkoppAdler | Nordrhein-Westfalen | 0,88% | 15,48% |
BKK GILDEMEISTER S. | bundesweit | 0,90% | 15,50% |
BKK Textilgruppe Hof | Bayern | 0,90% | 15,50% |
BKK SBH | Baden-Württemberg | 0,98% | 15,58% |
Besonders erwähnenswert ist die hkk, eine Krankenkasse aus Norddeutschland, die aber mit 0,69% Zusatzbeitrag 2022 die günstigste bundesweit geöffnete Krankenkasse ist. Trotz des günstigsten Preises ist sie leistungstechnisch immerhin im Mittelfeld unterwegs, so Finanztip:
Die HKK ist mit einem Beitragssatz von 14,99 Prozent inklusive Zusatzbeitrag die günstigste bundesweit geöffnete Krankenkasse. Außerdem bietet sie ein gutes Paket an Zusatzleistungen. Für einen Spitzenplatz reichte es im aktuellen Test aufgrund einiger Schwächen bei Service, Familienleistungen und Transparenz jedoch nicht.
Im Bereich Vorsorge gehört die HKK zu den besten Kassen in unserem Vergleich. Mehr Punkte erzielte nur die HEK. Die HKK zahlt beispielsweise vor dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre die Untersuchung zur Hautkrebsfrüherkennung und übernimmt die Kosten für HPV-, Reise-, FSME- und Grippeschutzimpfungen vollständig.
Fazit
Falls ihr von der Erhöhung des Zusatzbeitrags betroffen seid, lohnt sich ein unverbindlicher Vergleich und die Berechnung der möglichen Beitragsersparnis in jedem Fall. Bei Krankenkasse.info, sowie VGK24 könnt ihr nicht nur diese Vergleiche völlig unverbindlich durchführen lassen, auch weitere Infos und sogar das Antragsformular für den Wechsel bekommt ihr völlig unverbindlich. Falls sich der Wechsel für euch lohnt, solltet ihr unbedingt das Leistungsspektrum gegenüber der Ersparnis abwägen.
FAQ
Die wichtigsten Grundfragen sollten im Text oben bereits beantwortet sein. Wer noch nähere Hintergründe zu bestimmten Themen sucht oder noch weitere Fragen hat, wird hier im FAQ-Bereich fündig!
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