Wenn mich Freunde nach einem neuen Notebook oder Ultrabook fragen, dann ist die erste Gegenfrage: Was darf es denn kosten? Die Antwort hängt oft nicht nur vom Budget ab, sondern von der erwarteten Leistung – nicht jeder braucht wirklich eine große SSD und einen i7-Prozessor. Aber welche Abstriche muss ich machen, wenn ich statt 1200 nur 500 ausgebe? Diese Frage habe ich für euch in der vergangenen Woche anhand zweier HP Ultrabooks geklärt. Getestet habe ich dabei das Topmodell der Spectre Serie (HP Spectre X360) und das Einsteigermodell der X360er Serie (HP Pavilion X360).
Notebook Test: 1 Woche mit dem HP Spectre X360 und dem HP Pavilion X360
Um einen realistischen Vergleich von den beiden Convertibles zu bekommen, habe ich mein jetziges Asus Ultrabook für eine Woche gegen die beiden Testkandidaten eingetauscht. Das sind die Ergebnisse.
Was muss ein Ultrabook leisten?
Als die Kategorie Ultrabooks auf den Markt kam, waren diese meist nur leicht schnellere und mit besserem Display ausgestattete Netbooks. Die Hersteller haben aber Sukzessive an der Verbesserung der Geräte gearbeitet und das weggefallene DVD-Laufwerk stört inzwischen fast niemanden mehr – ich erinnere nur an den Aufschrei beim MacbookAir.
Heute braucht ein Ultrabook vor allem eine gute Tastatur, ein zuverlässiges und vielseitiges Touchpad, eine Akkulaufzeit von > 5 Stunden und ein gutes Display. Das Gewicht sollte definitiv unter 2kg liegen und auch die Maße sollten kleinere Laptoptaschen nicht überschreiten – echte Ultrabooks bringen daher maximal 14 Zoll Bildschirmdiagonale mit. Inzwischen wird bei den Notebooks mit Touchscreen oft von 2-in-1 Notebooks oder Hybriden geredet, wobei die Touchfunktion bei Geräten um die 1,5-2kg wohl eher ein Nischeneingabegerät bleibt – der Fokus sollte nach wie vor auf den klassischen Eingabegeräten liegen.
Auswahl der Notebooks
Der Vergleich sollte genau den Konflikt zwischen einem günstigen Notebook mit vernünftiger Ausstattung und dem Luxusmodell mit allem Drum und Dran darstellen. Um die Sache noch etwas kämpferischer zu gestalten, habe ich mir zwei Modelle von einem Hersteller ausgesucht, die sich vom Formfaktor und vom grundsätzlichen Einsatzzweck sehr ähnlich sind. Meine persönlichen Anforderungen spielten natürlich auch eine Rolle: Mindestens 8GB RAM, mindestens 5 Stunden Akkulaufzeit, Gewicht unter 2kg, 13″ Display und ein integrierter HDMI-Anschluss. Darüber hinaus wollte ich nicht zu wählerisch sein, die Notebooks sollen mich im Alltagsbetrieb überzeugen und nicht vom Datenblatt.
HP Spectre X360
Fangen wir mit dem Topmodell unter HPs Ultrabooks an. Der Spectre kostet gut 1200 und bringt dafür auch einiges mit.
Spezifikationen
- Betriebssystem: Windows 8.1 64Bit (kostenloses Upgrade auf Win10 enthalten)
- Prozessor: Intel Core i7 5500U mit 2,4 GHz
- Grafikkarte: Intel HD 5500
- Display: 13,3″ mit 2560 x 1440 Pixel Auflösung
- Arbeitsspeicher: 8 GB SDRAM
- Festplatte: 256GB M.2 SSD
- Anschlüsse: 1x HDMI, 1x Kopfhörer/Mikrofon kombiniert, 3x USB 3.0, 1x Mini DisplayPort
- Maße: 32,5 x 21,8 x 1,6 cm, Gewicht: 1,51 kg
- Garantie: 2 Jahre
Tastatur und Touchpad
Das Touchpad hat eine wirklich gute Größe und ist keinesfalls überdimensioniert. Bei der täglichen Arbeit stößt man somit quasi nie an die Grenzen und hat immer noch ein Stück zum Scrollen übrig. Zum Thema Scrollen: Was früher so manchen Windows-Rechner überfordert hat, nämlich das Scrollen mit zwei Fingern, macht der Spectre zur leichten Fingerübung. Manchmal merkt man eine minimale Verzögerung, das ist aber Meckern auf hohem Niveau. Auch auf Klicks reagiert das Touchpad prompt.
Die Tastatur hat mich wirklich überzeugt: sehr guter Druckpunkt, genau der richtige Abstand zwischen den einzelnen Tasten und dazu noch beleuchtet. Ein kleiner Kritikpunkt ist die Enter-Taste, diese ist nun einzeilig ausgeführt und erfordert ein wenig Umgewöhnung. Vieltipper werden sich aber auf jeden Fall wohlfühlen.
- Note 2,0
Display
Es ist ein Touch-Display und damit ist ein konzeptionelles Problem verbunden – diese sind zu 99% spiegelnd – so auch bei unserem Testmodell. Bei ausgeschaltetem Display kann man sich getrost die Haare stylen, das ist nicht optimal. Auf der höchsten Helligkeitsstufe schafft es das Ultrabook die meisten Reflexionen zu eliminieren, wobei direkte Sonneneinstrahlung wieder zu deutlichen Spiegelungen führt. Daher wäre ein etwas höhere maximale Helligkeit wünschenswert – oder eben ein mattes Display.
Die Auflösung ist mit 2560×1440 Pixeln (QHD) sehr hoch, wenn auch die Skalierung von Windows 8 nicht immer den besten Job macht. Dafür kann HP aber nichts. Trotzdem sind alle Schriften und Bilder knackscharf und auch die Kontraste sind überzeugend. Auch bei der Blickwinkelstabilität gibt es im normalen Betrieb keinen Anlass zur Kritik. Dreht man das Display auf die Rückseite, hat man ein echtes Tablet (da auch die Tastatur deaktiviert ist) und man bedient nur noch per Touch. Dabei ist die Eingabe sehr akkurat und setzt Befehle sofort um. Auch mehrere Finger werden problemlos erkannt. Bei der Größe und dem Gewicht von 1,5 Kilo ist es aber nicht immer einfach, alle Bereich des Bildschirms zu erreichen, daher empfiehlt sich die Nutzung eher mit einer stabilen Ablage oder im Bett bzw. abgelegt auf den Beinen.
- Note: 2,5
Lautstärke und Wärme
Direkt am Lüfter und am oberen Ende der Tastatur wird das Gerät etwas wärmer, die Temperaturen halten sich aber in handwarmen Grenzen. Das gilt auch bei längerer Beanspruchung. Der Lüfter springt selten hörbar an und wenn, dann ist das Geräusch absolut erträglich und nicht pfeifend oder dröhnend.
- Note 1,5
Leistung
Die Startzeit vom Spectre X360 kann sich wirklich sehen lassen und liegt bei ~15 Sekunden. Dann ist das Ultrabook wirklich einsatzbereit und alle Programme aus dem Autostart geladen. Im Alltagsbetrieb macht es wirklich Spaß, da selten Verzögerungen auftreten oder nachgeladen werden muss. Spiele habe ich nicht getestet, die Auflösung müsst ihr dafür aber definitiv etwas runterdrehen, die nativen 2560×1440 schafft die integrierte Intel HD Grafik nämlich keinesfalls.
- Note: 2,0
Verarbeitung
Das Gehäuse besteht aus einem Stück Aluminium und fühlt sich auch entsprechend wertig an. Trotz der flachen Ausmaße fühlt sich alles sehr verwindungssteif, robust und in keiner Weise instabil an. Natürlich ist das Metall etwas anfälliger für Kratzer als Plastik, das betrifft aber eher die Unterseite und sollte bei einem Arbeitsgerät in Kauf genommen werden.
- Note: 1,5
Akkulaufzeit
Hier hat sich HP richtig ins Zeug gelegt und einen wirklich guten Akku integriert. Bei normaler Belastung schafft man mit dem Akku locker 10 Stunden und mehr. Bei maximaler Auslastung geht der Saft natürlich schneller aus, hier habe ich Werte um die 3 Stunden erreicht. Auch das kann sich noch sehen lassen, hier machen viele Konkurrenten bereits nach 1-2 Stunden schlapp.
- Note: 1,5
Zwischenfazit zum Spectre X360
Wer sollte 1200 für dieses Notebook ausgeben? Die Frage ist natürlich provokant, die Antwort aber relativ einfach. Wenn ihr eine Tastatur, Touchpad und Verarbeitung auf MacBook Pro Niveau wollt, dazu ein hochauflösendes Display, lange Akkulaufzeit und keine Lust auf OSX habt, dann seid ihr hier definitv richtig. Jeder im Büro, der das Gerät in der Hand hatte, war begeistert von der Wertigkeit. Auch das Scharnier für die Tabletfunktion erweckt viel Vertrauen in eine lange Haltbarkeit.
Aufgrund der genannten Vorteile ist das Spectre eigentlich auch ein echtes Arbeitstier – nur das spiegelnde Display will da nicht so recht reinpassen. Habt ihr keine Sonne im Rücken und arbeitet sowieso nie Draußen, dann ist das aber kein K.O.-Kriterium.
- Gesamtnote 1,8
HP Pavilion X360
Der kleine Bruder vom Spectre läuft unter dem Namen Pavilion und bringt alles mit, was man in dieser Preisklasse erwarten kann.
Spezifikationen
- Betriebssystem: Windows 8.1 64Bit (kostenloses Upgrade auf Win10 enthalten)
- Prozessor: Intel Core i3-4030U mit 1,9 GHz
- Grafikkarte: Intel HD 4400
- Display: 13,3″ mit 1366 x 768 Auflösung
- Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
- Festplatte: 500GB HDD mit 5400 U/Min
- Anschlüsse: 1x HDMI, 1x Kopfhörer/Mikrofon kombiniert, 2x USB 3.0, 1x USB 2.0
- Maße: 33,32 x 22,87 x 2,24 cm, Gewicht: 1,8 kg
- Garantie: 1 Jahr
Tastatur und Touchpad
Wer täglich mit seinem Notebook arbeitet, braucht vor allem eine gute Tastatur und ein ebenso gutes Touchpad. Nicht immer hat man eine externe Lösung dabei oder kann diese aus Platzgründen nicht nutzen.
Es ist die von Apple bekannte Chiclet-Tastatur, die sich inzwischen viele Hersteller zum Vorbild genommen haben, die HP hier verbaut hat. Bei diesem Modell gefällt schon mal die Anordnung der Tasten – es ist genügend Abstand gegeben, damit es keine unnötigen Vertipper gibt und auch die Größe der einzelnen Tasten ist mehr als ausreichend. Das Touchpad verichtet seine Arbeit auch zuverlässig.
- Note: 2,5
Display
Es ist immer wieder der größte Kritikpunkt bei günstigen Notebooks und da will das Pavilion von HP keine Ausnahme sein: Das Display ist maximal ausreichend. Das liegt erstmal an der spiegelnden Glasoberfläche, die ein Arbeiten im Freien erschwert und auch den Bildeindruck bei hellen Umgebungen mächtig schmälert. Dazu kommt die eher geringe Auflösung von 1366×768, die zwar beim Skalieren keinerlei Probleme macht, Schriften sehen aber längst nicht so scharf aus und auch Full-HD Videos lassen sich nicht in voller Pracht genießen.
Schwerwiegender ist aber die Blickwinkelabhängigkeit, die ein Arbeiten zu zweit nicht unbedingt angenehm macht. Außerdem ist die maximale Helligkeit nur bescheiden und daher stören immer wieder Reflektionen auf dem Bildschirm. Auch dieses Modell kommt mit einem Touchscreen der seine Arbeit gut erledigt. Eingaben werden prompt umgesetzt und auch schnelles Tippen ist auf der Bildschirmtastatur möglich.
- Note: 4,0
Lautstärke und Wärme
In Sachen Lautstärkeentwicklung muss sich HP bei diesem Gerät etwas Kritik abholen. Sobald der Rechner hochgefahren ist, springt der Lüfter an und erzeugt einen permanenten Unterton im höherfrequenten Bereich. Auf Dauer mag man sich daran gewöhnen und hört ihn wahrscheinlich „weg“ – steht der Laptop aber in unmittelbarer Nähe z. B. auf dem Schoß, dann kann das schon etwas nerven. Positiv ist jedoch anzumerken, dass die Geräuschschwelle unter Volllast nicht erheblich ansteigt. Bei der Wärmeentwicklung zeigt sich das Pavilion X360 von seiner guten Seite und überzeugt mit niedrigen Werten in etwa in der Höhe von Körpertemperaturen.
- Note 3,5
Leistung
Wer sich ein Notebook im 500 Bereich kauft, der will auch mal ein Foto bearbeiten, mehrere Fenster nebeneinander öffnen und nicht jeden Task vor dem nächsten schließen. Das schafft das Convertible in den meisten Fällen auch. Der Core i3 Prozessor der neuesten Generation reicht für alle Standardanwendungen aus und macht auch bei Photoshop dank 8GB Arbeitsspeicher nicht schlapp – wem es aber um jede Sekunde geht, muss sich nach mehr Leistung umsehen. Die Intel Grafik reicht bei der Auflösung für ein paar Casual Games, macht bei grafiklastigen Spielen aber schnell schlapp.
Nachdem ich seit einigen Jahren eine SSD gewöhnt bin, fällt die Festplatte dann aber doch negativ auf. Erstens kommt es immer mal wieder zu kleinen Verzögerungen, sei es beim Start, nach dem Aufklappen aus dem Standby oder beim Öffnen von Dateien. Nichts wirklich dramatisches, wer aber SSD-Geschwindigkeit gewohnt ist, wird hier einen deutlichen Rückschritt wahrnehmen.
- Note: 3,0
Verarbeitung
Die Verarbeitung ist klassentypisch und erlaubt sich keine Aussetzer. Der Displaydeckel ist ziemlich fest, das Scharnier für den Tabletmodus wirkt zwar nicht ganz so hochwertig wie beim Spectre, die Funktionalität wird dadurch aber keineswegs eingeschränkt. Zumal der Pavilion sicherlich deutlich seltener als Tablet herhalten muss als der teure Bruder, was vor allem dem höheren Gewicht und der größeren Ausmaße geschuldet ist. Der Displaydeckel lässt sich zwar minimal eindrücken, wirklich gefährlich wirkt das aber nicht. Alle Anschlüsse sind sauber eingepasst und auch sonst versucht man mit dem silberfarbenem Kunststoff einen wertigen Eindruck zu hinterlassen.
- Note 2,5
Akkulaufzeit
Langes Meeting, danach den Laptop mit zum Essen und dann Zuhause weiterarbeiten? Ohne den Akkustecker hält der HP das höchstens auf niedrigster Helligkeit aus. Die Akkulaufzeit ist mit realistischen 5 Stunden kein echtes Manko, wer aber öfters lange unterwegs ist und nicht immer eine Steckdose zur Hand hat, der wird hier nicht glücklich. Natürlich könnt ihr von vornherein in den Energiesparmodus schalten und auch das Display runterdimmen, so richtig Spaß macht das Arbeiten dann aber nicht mehr. Unter Vollast war der Akku nach gut 90 Minuten erschöpft, wobei Volllast sicherlich nicht die Domäne eines i3 und der Intel HD 4400 Grafik sind.
- Note: 3,5
Zwischenfazit HP Pavilion X360
Natürlich kann man für den halben Preis nicht so viel erwarten wie beim großen Bruder. Trotzdem kann der Pavilion in einigen Bereichen durchaus überzeugen, vor allem mit Blick auf den deutlich günstigeren Preis. Da wäre zunächst die gute Tastatur, die viele Arbeitsstunden mit einem entspannten Tippen begleiten wird. Wer keine allzu anspruchsvollen Programme auf dem Rechner ausführen will, sondern bei Word, Firefox, Outlook und Co. bleibt, wird auch bei der Leistung kaum Einbußen hinnehmen müssen.
Nun stößt man allerdings schon an die Grenzen des Geräts, denn die verbaute HDD lässt im Vergleich zu einer SSD doch ab und an etwas an Zeit liegen. Das wohl größte Manko ist jedoch das Display, welches spiegelt, nicht blickwinkelgetreu ist und dazu nur mit einer geringen Auflösung arbeitet. In diesem Preisbereich sind das jedoch die typischen Kinderkrankheiten.
- Gesamtnote: 3,2
Wieviel muss ich nun für ein gutes Ultrabook ausgeben?
Soll es wirklich ein „gutes“ Ultrabook sein, dann müsst ihr schon etwas mehr investieren als 500. Wenn ihr euer neues Notebook nicht ständig mit einem externen Monitor nutzt, dann würde ich mich eine oder zwei Preisklassen höher umsehen.
Fazit
Ein vernünftiges Ultrabook mit cooler Tabletfunktion muss nicht die Welt kosten – das hat HP mir bewiesen. Ein echtes Arbeitsgerät sieht aber anders aus und beim Display wird es auch bei Freizeitanwendungen schon haarig. Wobei man anmerken muss, dass die Verarbeitung und auch die Eingabegeräte inzwischen ein hohes Niveau erreicht haben. Abstriche müsst ihr aber beim Prozessor, der Grafik, der Festplatte und dem Display machen.
War die Fertigung aus einem Guss früher ein Prädikat der Macbooks, muss man nicht mehr zwingend zum angebissenen Apfel greifen. Der Spectre ist hier eine echte Alternative und ist ausstattungsbereinigt zudem auch ein gutes Stück günstiger – das vergleichbare Macbook Pro Retina mit 13″ liegt bei über 1600. Den HP bekommt ihr schon für 1249 bzw. mit einem Deal deutlich günstiger.
Kommentare (0)
Schreiben Kommentar schreibenBei allem Verständnis für Eure Gewinnerzielungsabsichten: FALLS das hier irgendwie fremdfinanziert wurde, sollte der Fuchs so ehrlich sein, und "Werbung" dazu schreiben.
Jungs, ist nett gemeint, aber: bleibt bei euren Kernkompetenzen, dem Schnäppchen finden. Für sowas ist notebookcheck die bessere Adresse. Nicht übel nehmen bitte!